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yukon & alaska 2018

 

 

larger than expected

4. Juni 2018
Whitehorse - Five Finger Rapids – Carmacks – Tatchun Lake Campground (28 km north of Carmacks - 200 km)

Es beginnt mit dem üblichen Crash-Kurs für Camper-Newbies: Die eineinhalbstündige Einweisung in den Truck-Camper ist keineswegs trocken. Der sympathische Guy von Fraserway macht das auf die lockere Art inklusive einiger Witze. Abschließend sind wir gut vorbereitet, auf unsere dreiwöchige Tätigkeit als Facility Manager eines Kleingebäudes. Wir haben darüber hinaus einen vier Zentimeter dicken Ordner voller Unterlagen, falls wir etwas vergessen sollten. Zweifellos nicht vergessen sollten wir den Ort, an dem dieser Ordner zu finden ist.

Der Camper hat unglaublich viele Ablagen. Wir nehmen uns viel Zeit beim Einräumen, damit wir später möglichst alles ohne lange Wege griffbereit haben. Die Koffer nehmen wir mit – wir könnten sie auch bei Fraserway belassen – aber wir haben genug Platz in dem Double-Cab Gefährt.

Was man bei uns einen „Pick-Up“ nennt, heißt im nördlichen Amerika schon seit einiger Zeit „Truck“. Das hat also nichts mit den Amerikanischen Trucks unserer Vorstellung zu tun (obwohl es selbstverständlich auch diese als Camper gibt!), sondern das sind einfach diese „Pick-Ups“ mit einer Camperzelle auf der Ladefläche, welche mit einer Spannvorrichtung mit der Pritsche verzurrt und mittels eines Hauptsteckers mit der Bordelektrik verbunden ist. Diese sind sowohl bei Anbietern als auch Kunden inzwischen recht beliebt: Gute Bodenfreiheit, Allradantrieb, starke Motorisierung. Die Camperzelle kann nach Abschreibung des Trucks weiter verwendet oder  beides getrennt verkauft werden. Die Nachteile, weniger Raumeffizienz, schwerer und höher, kein direkter Durchgang von der Fahrgastzelle zum Wohnteil, sollten allerdings auch nicht vergessen werden.

Nach einem ersten Generaleinkauf und einem Mittagessen in einer Pizzakette geht es los. Wir gehen nochmal zurück zu Fraserway, weil überall jegliches spezial Camper-Klopapier ausverkauft ist und nehmen das teure dort. Unerwarteterweise bekomme ich sogar 20% Rabatt. Wir haben wegen des Jetlag nur eine kurze Etappe vorgesehen. Der Campingplatz bei Carmacks ist erwartungsgemäß voll, so dass wir uns etwas nördlich davon auf einem der typisch einfachen, staatlichen Plätzen niederlassen. Nach einem leckeren, selbstgekochten Abendessen mit Spaghetti, Knoblauch,

Parmaschinken und Wein fallen wir todmüde in einen Tiefschlaf.

Länge: 8,10 m / Höhe: 3,89 m / Breite: 2,5 m / 379 PS / 6,7l V8 Turbodiesel / Gesamtgewicht 7,9 t / 20l/100km / 0-100 km/h: 11,5 s

yukon - larger than life
5. Juni 2018
Tatchun Lake Campground – Pelly River – Tombstone National Park / Tombstone Campground (360 km)

Gut erholt, schon jetzt fast alle Auswirkungen des Jetlag hinter uns gelassen, wachen wir am Morgen auf. Die Betten sind ausgezeichnet, das Raumgefühl im Alkoven keineswegs erdrückend, kommt bei uns kein Fernweh nach den heimischen Betten auf, was sich auch in den nächsten drei Wochen nicht ändern sollte. Auch sonst bietet der Camper, nicht zuletzt durch seinen Slide-Out, genügend Platz, jedenfalls für zwei Personen. Irgendwie ist es urgemütlich.

Die Morgentoilette findet außer Haus, in einem der Toilettenhäuschen des Campgrounds statt. Das spart Spülwasser, „schont“ den Abwassertank und so können wir vielleicht einen Tag länger abseits der teuren und wenig attraktiven Komfort-Campingplätze verbringen. Das Klo ist erstaunlich sauber, hat sogar Papier und ist sicher nie verstopft. Wie auch, es ist ein Plumpsklo. Ich nehme die Herausforderung an und berechne, wie tief die Grube ist. Knapp eine Sekunde bis zum Plumps machen mit Luftwiderstand geschätzte drei Meter. So ist zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass mir eine Schlange in die Eier beißt, zu vernachlässigen.    

Nach dem Frühstück erwartet uns ein zu meinem Hemd passender stahlblauer Himmel ohne Wölkchen. Es geht weiter auf der 2 (dem Klondike Highway) Richtung Dawson. Die Stimmung wird zunehmend bedrohlicher, aber der Regen lässt noch auf sich warten.

40 Kilometer vor Dawson City, an der Abzweigung zum Dempster Highway füllen wir noch den Tank auf. Auf den möglicherweise kommenden 370 Kilometern gibt es keine Tankstelle. Wir haben Glück, der Automat der unbesetzten Tankstelle nimmt unsere Kreditkarte an. Dem uns nachfolgenden Kanadier war dieses Glück nicht gegönnt.     

Der Dempster Highway ist bis über Inuvik hinaus komplett frei, uns stehen also alle Optionen offen. Inzwischen regnet es heftig, die nun nicht mehr asfaltierte Strecke tut ein Übriges, um den schwarzen Truck mit einer dicken braunen Schutzschicht einzufärben. Am Tombstone Campground angekommen, hat es noch 6 Grad. Eigentlich wollten wir zwei Nächte bleiben oder vielleicht bis zu den Eagle Plains fahren – mal sehen. Wir verleihen der Kabine unsere eigene Duftmarke: Viel Knoblauch, darunter Pizza mit Salami und Gorgonzola, dazu Gurkensalat.

ddhäl ch’èl cha nän

6. Juni 2018
Tombstone Territorial Park – North Border - Dawson City – Dawson Campground (330 km)

Hier gleich mal die eigentlich unnötige, weil sicher jedem geläufige Übersetzung des obigen Titels aus der Tr'ondëk Hwëch'in-„speak“: Ragged mountain Land. Den Namen „Land der zottigen Berge“ erhielt das Gebiet wohl wegen des von zackigen Bergen umgebenen markanten Bergs namens Cathedral Mountain, der schon seit Urzeiten als Orientierungspunkt diente.    

Wir fahren auf dem Dempster Highway nach Norden, es liegen immer noch Schneefelder auf dem bräunlich verwelkten Gras. Es hat acht Grad Plus, das Wetter wird zusehends besser, bald spiegelt sich der tiefblaue Himmel in den immer noch eiskalten Bergseen, die nur deshalb existieren, weil sich darunter – noch – Permafrostboden befindet. Immer wieder kreuzen Moor-Schneehühner und Hasen die Straße. Wir fahren bis ans unübersehbar markierte Nordende des Tombstone Territorial Parks.     

Auf dem Rückweg baut sich eine zunehmend gigantische Wolkenkulisse auf, wir besuchen noch das Tombstone Visitor Center und entscheiden uns aufgrund des Wetterberichts nicht länger zu bleiben, sondern nach Dawson weiter zu fahren. Wie nehmen einmal mehr den etwas außerhalb liegenden staatlichen Campground. Der direkt in Dawson liegende ist schlicht und ergreifend abschreckend. Frisch- und Abwasseranzeige des Campers lassen schließen, dass es noch gut bis Tok reichen müsste.

Dawson ist nicht so wirklich unser Ding. Es ist viel zu künstlich auf Wild-West getrimmt. Nach dem Gang durch diverse, viel interessantere Nebenstraßen, fahren wir zurück zum Campground. Es gibt Pellkartoffen mit Kräuterbutter und Tomaten-Gurkensalat. Danach lauschen wir bei einem Glas Wein dem Gesang von Vögeln, den wir so noch nicht gehört haben.

schietwedda

7. Juni 2018
Dawson City – Top of the World Highway – US Border – Chicken – Tetlin Junction – Tok (300 km)

Der Top-of-the-World-Highway gilt als eine der schönsten Strecken in Alaska. Er verläuft nahezu auf den Gipfeln der Hügelkette. Das hört sich gut an, ist aber gar nicht mehr so toll, wenn es Wolken hat und dazu noch regnet und schneit. Wir fahren praktisch ausschließlich durch Nebel und Wolken, bei sechs Grad plus. Die matschige, größtenteils nicht asfaltierte Straße saut darüber hinaus das Auto dermaßen zu, dass weder Rückleuchten, noch Nummernschild mehr zu erkennen sind.

Wir erreichen die amerikanische Grenze. Der bis an die Zähne bewaffnete Beamte bittet uns freundlich, einen Moment zu warten. Auf der gläsernen Pultabdeckung befindet sich ein mit Tesa befestigter, handgeschriebener kleiner Merkzettel, mit sieben Staaten, aus denen niemand in die USA einreisen darf: Iran, Irak, Syrien …. Ich lasse es lieber bleiben, ihn zu fotografieren. Fünf Minuten später kommt er, entschuldigt sich für die Wartezeit und grinst. Es würde zwar nicht so aussehen, aber gerade sei die Hölle los. Ob wir Lebensmittel dabei hätten. „No, there is absolutely nothing in the car, except some bottles of beer and water“. Den heiligen Knoblauch hatte ich einige Zeit zuvor schon in die Hosentasche gesteckt. So lässt sich notfalls immer argumentieren, von wegen Versehen, Talisman, Schutz vor Vampiren und so. Rosemarie reicht ihm die ESTA Papiere. Er freut sich sichtlich, dass wir es ihm so einfach machen, von unserer Sorte könnten gerne mehr kommen. Zwei Minuten später ist er zurück mit den Pässen und wünscht uns schöne Ferien. Wir haben da schon ganz andere Horrorgeschichten gehört.

Es geht weiter durch Matsch und Neuschnee und schier endlos anmutende verbrannte Wälder nach Chicken, einem ehemaligen Goldgräbernest, in dem heute noch die alten Maschinen bewundert werden können. Man kann sogar einen Goldwaschkurs absolvieren. Wir ziehen allerdings weiter. Wir müssen heute in Tok auf einen der ungeliebten Luxus-Campgrounds: Ich brauche WiFi, das Mobil eine dringende Dusche (man sieht kaum noch raus, Rücklichter und Nummernschild sind hinter einer dicken Schlammschicht verschwunden) und außerdem müssen wir Frischwasser holen und Altwasser ablassen. Dies würde zwar auch morgen noch gehen, allerdings müssten wir dies dann unbedingt am kommenden Tag machen, was uns zu sehr binden würde, weil sich am Denali-Highway keine solchen Plätze befinden.

In Tok angekommen, klart es ein bisschen auf und wir sehen zum ersten Mal in der Ferne schneebedeckte höhere Berge. Bevor wir uns auf dem Campground einrichten, gehen wir noch einkaufen. Diesmal darf es etwas mehr sein, wir sind fast zwei Wochen in den USA, bevor wir wieder alles aufgebraucht haben müssen. Das Angebot ist bei weitem nicht so groß wie in Whitehorse, aber es geht. Pizzateig können wir allerdings keinen auftreiben.

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heiter bis wolkig und verbreitet regen, schnee und gewittersturm    

8. Juni 2018    
Tok – Delta Junction – Paxson – Denali Highway – Cantwell (323 miles)    

Meine Frau fährt uns über die 2 Richtung Fairbanks nach Delta Junction, dann wechseln wir und ich fahre über die 4 (Richardson Highway) nach Paxson, schließlich über die 8, den Denali Highway, nach Cantwell. Der Tag beginnt durchwachsen, um bei Paxson einen tristen Wettertiefpunkt zu erreichen. Zum Glück haben wir in Tok noch randvoll aufgetankt. Die bei Paxson eingezeichnete Tankstelle ist offensichtlich nicht erst seit gestern außer Betrieb. 

Der 1899 angelegte Richardson Highway sollte Valdez mit den Goldfeldern des Yukon verbinden und ist nicht zuletzt deshalb interessant, weil hier die Transalaska-Pipeline größtenteils an diesem entlang läuft und einmal auch den Weg kreuzt. Typisch amerikanisch gibt es hier sehr ausführliche Infotafeln, ein Stopp lohnt sich unbedingt.     

Auf dem Summit Lake liegen bei herrlichem Blick auf die Berggipfel noch ziemlich dichte Eisschollenfelder. An der nur wenige Kilometer späteren Abzweigung bei Paxson ist nicht nur die bereits erwähnte Tankstelle außer Betrieb, sondern auch das Hotel steht in einem ziemlich verwahrlosten Zustand zum Kauf bereit. Es sieht fast so aus, als hätte man es in größter Eile verlassen. Die Teller und die Grillsoßen für das Buffet stehen noch gestapelt und aufgereiht auf den Beistelltischen.    

Die ersten Kilometer des Denali Highways sind recht steil und daher noch asfaltiert, dann geht die Straße in eine streckenweise erbärmliche Schotterstrecke über. Es hat seinen Grund, dass man diese Strecke, obwohl insgesamt unproblematisch, nur mit Allradfahrzeugen befahren darf. Und genau deshalb wollte ich unbedingt ein Allradfahrzeug haben. Es sind einfach diese Strecken, die einem noch das letzte Stück übriggebliebener Freiheit geben.     

Das Wetter würde man normalerweise als übel bezeichnen, aber fotografisch gesehen war das der Höhepunkt der Reise schlechthin. Regen, Sonnenschein, Sturm, Schnee und gigantische Wolkenformationen wechseln sich ab, mal sieht man die Hand vor Augen kaum, dann wieder ein unerwartet klares Loch mit großartiger Fernsicht auf die gleißend schneebedeckten Fünftausender.    

Wir nehmen uns zunächst viel Zeit, fahren dann aber bei besser und langweiliger werdendem Wetter tatsächlich durch bis Cantwell. Der dortige Campground gefällt uns allerdings überhaupt nicht, wir fahren daher ein Stück zurück und finden einen hübschen Platz an einem Fluss. Der inzwischen riesige Hunger wird mit Spaghetti und Pesto, der Durst mit Bier und Wein gestillt. Es ist übrigens kaum zu glauben, wie groß der Kühlschrank in diesem Wohnmobil ist. Typisch amerikanisch-kanadisch: Ein Kühlschrank muss viele Dosen und Eiswürfel fassen. Sonst taugt er nichts.

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Fotostrecke Tok - Cantwell

the day of lost images

9. Juni 2018
Denali Highway - Denali National Park

Es geht als erstes zum Besucherzentrum des Denali National Parks. Wir informieren uns dort, es ist wie üblich alles sehr anschaulich und interessant gemacht. Wir besorgen uns Eintrittskarten für den Park, 10$ pro Person, wir wollen am Nachmittag den für jeden offenen Teil bis zum Savage River fahren. Erst mal gehen wir allerdings Pizza essen. Das Restaurant ist nahezu voll, wir haben Glück, noch einen Platz zu bekommen. Es gibt 49 Pizzen. Eine, die teuerste heißt „Big Grizzly“. Da meine liebe Rosemarie nicht mitmacht, muss ich eine mit weißer Soße und Pilzen essen, Rosemarie eine mit scharfer Salami und Oliven. Beide sind ausgezeichnet. Solchermaßen gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Savage River.    

Auf dem Rückweg fällt uns der schön gelegene Savage River Campground auf. Leider müssen wir feststellen, dass wir dazu erst mal im Wilderness Access Center die Zutrittskarten besorgen müssen. Wenig überraschend ist dieser Campground sowie der andere am Beginn des Parks auch die nächsten Tage völlig ausgebucht. Es ist inzwischen leider so, dass man auch in Alaska an den Hotspots sogar in der Nebensaison vorbuchen muss. Das entspricht eigentlich so gar nicht meiner Vorstellung von einem Urlaub mit einem Camper, zeigt aber auch, dass selbst Alaska bereits an einigen Stellen, wie hier am Denali, ziemlich nervig überlaufen ist.     

Wenigstens können wir noch die Busfahrkarten für den nächsten Tag, zum Toklat River, besorgen. Letztendlich landen wir auf einem dieser von uns ungeliebten Privaten Campgrounds, etwa 12 km nördlich des Parkeingangs. Er ist allerdings besser als erwartet, hat saubere Duschen und ist auch sonst noch einer der schöneren dieser Art, die wir kennengelernt haben.

Warum ich den obigen Titel gewählt habe? Erst im Nachhinein fiel mir auf, dass von diesem Tag kaum Bilder vorhanden sind. Die kompletten Teile des Ausflugs zum Savage River sowie die Umgebung des Pizza-Restaurants fehlen. Dermaßen angespitzt fiel mir dann ebenfalls auf, dass auch früher oder später einige kleinere Blöcke fehlen. Nicht dass das jetzt ganz schlimm wäre, es handelt sich ausschließlich um Schnappschüsse, aber auch diese sind manchmal, auch zur Auflockerung ganz sinnvoll und interessant. Je mehr ich der Sache nachgehe, desto unerklärlicher wird das Ganze. Wir haben mit drei Kameras fotografiert. Eine davon hatte ich sporadisch eingesetzt, wenn ich mal einen Objektivwechsel vermeiden wollte. Sollte hier das Problem liegen? Vergessen die Speicherkarte zu kopieren? Ich fand tatsächlich die Speicherkarte dieser Kamera, sie war noch nicht gelöscht. Und tatsächlich habe ich einige dieser Bilder vergessen zu kopieren. Es fehlten aber immer noch viele, an die ich mich erinnern konnte, sie gemacht zu haben. Aber wenn auf dieser Speicherkarte außerdem noch Bilder vom Februar 2018, April 2018 und September 2018 und diese allesamt von der Nummerierung her aufeinander folgen, dann kann da nichts versehentlich gelöscht worden sein. Auch die anderen beiden Hauptkameras zeigen eine im Wesentlichen durchgehende Nummerierung (wenn man von 3 fehlenden aus 2000 Aufnahmen mal absieht – aber in seltenen Fällen lösche ich tatsächlich mal von Hand ein Bild, wenn ich sehe, dass man ja gar nichts erkennen kann). Einzige Erklärung im Moment: Spuk oder Außerirdische!    
 

regentag mit katzenangst    

10. Juni     2018

Denali National Park - Toklat River - Talkeetna (140 miles)    

Um 9:30 soll es losgehen. Es wird noch schnell der Bus getauscht, weil der erste wohl einen Defekt hat, dennoch hält sich die Verspätung in Grenzen. Die Busse müssen schon einen gewissen Zeitplan einhalten, weil auf der überwiegend einspurigen Strecke nur begrenzt Ausweichstellen vorhanden sind.    

Wir müssen uns auf insgesamt sechs Stunden Fahrt in diesem unbequemen Bus mit klemmenden Fenstern einstellen. Es werden zwar regelmäßig 10-15 minütige Pausen eingelegt, aber bei diesem Wetter will man eigentlich eher kürzer. 

Ziemlich am Anfang sehen wir einige Karibus, den Bullen mit sehr dicken Hörnern. Später dann tatsächlich einen Grizzly, nicht mal weit weg, aber halb vom Gras verdeckt. Einige Kilometer später dann, allerdings sehr weit weg einen Fuchs mit Jungen. Noch weiter weg waren die Dall-Schafe, nur noch als weiße Pünktchen zu erkennen, ein unbedarfter hätte diese wahrscheinlich als Steine deklariert. Das Teleobjektiv offenbart dann das tatsächliche Gegenteil. Die eigentlich spektakuläre Landschaft kann sich bei diesem Wetter nicht wirklich entfalten, den Denali sehen zu wollen, war bei diesen Wolken völlig aussichtslos. Ein Stopp an einem der WCs macht deutlich, dass die Amerikaner entweder Riesenschiss vor Schadenersatzforderungen haben, oder die Grizzlies wirklich gefährlich sind. Jedenfalls erinnern mich die Türen an die Verriegelungen der T-Rex-Gehege im Jurassic Park.     

Schon ein wenig enttäuscht ziehen wir noch einige Kilometer weiter Richtung Süden, um die lange Etappe des Folgetages über Anchorage nach Seward etwas abzukürzen. Wir landen auf einem Campground in der Nähe von Talkeetna. Wollen wir mal hoffen, dass uns der Bürgermeister nicht unsere Spaghetti mit Pesto bzw. mit Knoblauch und Speck wegfrisst. Aber ich glaube, Katzen mögen das sowieso nicht.

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der zug ist zwei kilometer lang    

11. Juni 2018    
Talkeetna – Anchorage – Moose Pass – Seward (238 miles)    

Wir wollen nach Seward, auf die Kenai-Halbinsel. Die Hoffnung auf wärmeres Wetter erfüllt sich, jedenfalls im Moment, noch nicht. In Anchorage kaufen wir noch ein bisschen ein, es gibt hier wirklich alles, wenngleich manches, vor allem gutes Gemüse und Obst, zu horrenden Preisen. Nach dem unvermeidlichen Auftanken, auch der Sprit ist hier mit 3$30 die Gallone bei weitem nicht mehr so billig wie früher, geht es weiter, mit Rosemarie am Steuer.     

Einige Meilen weiter, am Turnagain Arm machen wir Halt. Die Aussicht auf den verebbten Fjord ist spektakulär. Ein Güterzug kommt. Der Triebwagen ist schon einige Zeit hinter der in der Ferne liegenden Kurve verschwunden, als das Ende des Zuges an uns vorbeizieht. Meiner Rechnung nach (ich messe später auch die Fahrstrecke zu dieser Kurve) muss der Zug abenteuerliche zwei Kilometer lang gewesen sein.     

Die Campgrounds in Seward liegen zwar wunderschön am Fjord, sind aber derartig voll und laut, dass wir darauf keinen Bock haben. Wir suchen uns einen besonders schwierig zu findenden außerhalb der Stadt in der Nähe des Bear Creek. Hier werden wir zwei Nächte bleiben, da wir an einem Tag eine Bootstour in die Kenai Fjorde machen wollen. Die Dame im Besucherzentrum meint, dass ab Dienstag – wir haben Montag – gutes Wetter sein soll. Wir wählen bei großer Erheiterung der Umstehenden den Mittwoch, das ist der dreizehnte und damit mein Glückstag.    

Es regnet inzwischen wieder in Strömen, wir gehen zurück zum Campground und basteln uns mal wieder eine Pizza. Da der fertige Pizzateig ausgegangen ist, wird auch dieser von Hand gemacht. Eine Flasche Wein hilft da ungemein. 

P.S. Pizzen kann man natürlich überall, auch in Seward, bekommen. Aber die sind halt meistens nicht so wirklich gut. Wenn wir in Alaska Essen gehen, dann wollen wir am liebsten besondere einheimische Spezialitäten haben.

eisschrumpfung

12. Juni 2018    
Seward und Umgebung – Exit Glacier – Alaska Sea Life Center    

Wir besuchen den Exit Glacier, der etwa 12 Meilen nördlich von Seward liegt. Trotz oder gerade wegen der ausführlichen Tafeln die den Rückgang des Gletschers seit 1815 dokumentieren, bin ich nach wie vor von der allgemeinen Erklärung unseres Klimawandels nicht überzeugt. Darüber hinaus ist hier längst eine positive Rückkopplungsschleife im Gang. Das Klima wird sich einen Teufel um ums scheren. Und schon gar um unsere absolut kläglichen Versuche mit ein bisschen CO2-Besteuerung und Handel sowie ein paar e-Autos and den Symptomen herumzukurieren. Dazu wäre weit mehr erforderlich, aber dies wird politisch nicht durchsetzbar sein.

Wir machen die mittlere Tour. Man sieht eigentlich nicht viel, man kommt nirgends nah genug an den Gletscher heran um ihn wirklich zu spüren. Ich bin früher einige Male auf Gletschern unterwegs gewesen und weiß, wovon ich rede. Um näher heranzukommen müsste man jedes Jahr die Wege erweitern, von der Angst vor Haftungsansprüchen bei eventuellen Unfällen mal ganz abgesehen. Wir sparen uns deshalb auch die große Tour und gehen lieber früher Mittagessen und dann in das Alaska Sea Life Center.     

Trotzdem ist es absolut rührend zuzuhören, wie die Ranger vor allem den amerikanischen Touristen unter Aufgebot der letzten Kraft- und Argumentationsreserven etwas klar zu machen versuchen, was schon mein Großvater in den Sechzigern wusste: Dass es diesen Klimawandel wirklich gibt. Wirklich, auch wenn vereinzelte Gletscher tatsächlich sogar  wachsen!    

Wir gehen ins Restaurant und ernähren uns so einigermaßen klimaneutral von Wildlachs (Rosemarie) und King-Crabs (ich). Sie gelten als Spezialität hier, haben auch Ihren Preis und sind wirklich gut, müssen sich aber dennoch der vegetarischen Vorspeise geschlagen geben: Gebratener Knoblauch mit Blauschimmelkäse.    

Das Alaska Sea Live Center ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Großes Thema zur Zeit ist Plastikmüll in den Meeren und Auswilderung, aber auch die Tiergehege sind sehr gut gemacht.

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ich bekomme ein neue e-mailadresse    

13. Juni 2018     
Kenai Fjords Tours: Northwestern Fjord Tour (70 seemiles)    

Jetzt wollen wir mal hoffen, dass es mit den Missverständnissen nicht so weitergeht wie bei der Buchung der Tour. Ich schlug noch vor, meinen Namen und e-Mailadresse niederzuschreiben, aber der Mann am Counter wollte, dass ich buchstabiere. Nun gut, was herauskam war das: Wilfried Engelbert, info@dinner-milespcsys.xe    

Nein, die Tour ist zwar sauteuer, aber in jeder Hinsicht gut. Natürlich haben wir auch Glück mit dem Wetter. Wir haben schließlich den Dreizehnten, meinen Glückstag. Es ist ein stahlblauer Tag, fast ohne Wolken, sehr passend zur Kälte des Meeres und des Gletschereises.    

Aber auch die Tierwelt kommt nicht zu kurz. Buckelwale, Schwertwale, Schweinswale, Stellersche Seelöwen, Papageientaucher, Bald Eagles (Weißkopfseeadler), Austernfischer. Das Boot fährt so nahe wie möglich an den Felsen der unbewohnten Inseln vorbei.     

Ziel ist allerdings der Northwestern Fjord mit den Ausläufern des Harding Icefields. Dort halten wir uns längere Zeit auf, um dem Kalben des Gletschers zuzusehen. Es ist ein Schauspiel, das fotografisch nur unzureichend festgehalten werden kann, weil vor allem die beeindruckende Akustik fehlt. Einem krachenden Donner gleich brechen selbst kleinere Stücke ab. Wenn dann mal größere Stücke oder gar eine Gerölllawine niedergeht, dann kann das schon recht beängstigend wirken, vor allem dann, wenn man die anschließende Welle auf einen zukommen sieht.    

Wir könnten hier Stunden verbringen, müssen aber dann doch irgendwann mal den Rückweg antreten. Jetzt wird es entspannend, wir sind sogar froh im Fahrtwind zu sitzen, weil es am Nachmittag doch recht warm wird. Nachdem wir nur einen kleinen Imbiss bekommen hatten – was auf See durchaus seine Vorteile hat – gehen wir am späten Nachmittag im Apollo griechisch essen. Pasta mit Garnelen und Gyros mit Pommes. Naja, mit griechisch hat das nicht viel zu tun, eher mittelmäßig italienisch. Das Tsatsiki hat mit Sicherheit keinen Knoblauch gesehen.    

Wir fahren noch ein Stück weiter, Richtung Homer. Bei Cooper Landing herrscht eine wunderschöne Abendstimmung. Einige Meilen später zweigen wir ab in die Skilak Wildlife Recreation Area um dort zu übernachten.

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veteranen ausgelagert    

14. Juni 2018
Skilak Wildlife Recreation Area – Sterling Highway – Soldatna – Homer Spit (105 miles)    

Der Homer Spit, eine vielleicht 300 Meter breite, 2,5 Meilen lange Landzunge, ist voll touristisch, so wie etwa Mallorca, das wissen wir. Trotzdem wollen wir auf diese Halbinsel, weil sie wirklich besonders sein soll. Wir können das im Nachhinein nur bestätigen.    

Wir fahren auf der 1, machen aber kurz vor Sterling einen Abstecher nach links in den Sterling Highway. Highway ist nun wirklich maßlos übertrieben für diesen besseren Feldweg, aber man darf nicht vergessen, dass Straßenbau für diese paar Hansel in diesem Gebiet wirklich exorbitant teuer ist – pro Kopf, versteht sich. Landschaftlich ist es durchaus lohnend. Und es gibt endlich mal sichtbare Schwarzbären. Im Rückspiegel sehe ich eine Bärenmutter mit zwei Jungen die Straße queren. Ich nichts wie raus, sie ist etwa 30 Meter entfernt, hole die fertig konfigurierte Kamera mit dem Tele vom Rücksitz, aber da war sie schon weg. Wir sehen die kleinen noch auf einen Baum klettern, aber die Bilder durch das Dickicht sind natürlich suboptimal. Nachstellen will ich denen lieber nicht.    

Nach etwa 8 Meilen, mündet der Highway wieder in den „Richtigen“, die 1, ein. Im kurz darauffolgenden Soldotna – der Name leitet sich wohl von Soldier ab, hier durften nach dem zweiten Weltkrieg Kriegsveteranen Land in Besitz nehmen – gehen wir in einem unglaublich üppig ausgestatteten Supermarkt nachladen. Endlich gibt es auch wieder den praktischen Pizzateig, und vor allem frisches Gemüse und Obst, wenngleich, wenn von guter Qualität, horrend teuer.

Auf der Weiterfahrt erwartet uns ein wunderschönes Bergpanorama auf der anderen Seite des Fjords, dem Cook Inlet. Bald kommen wir in Homer an, fahren ganz auf die Landzunge raus. Ganz am Ende ist bereits alles ausgebucht, etwa 500 Meter vorher gibt es noch ein Plätzchen auf der Straßenseite für stolze 56 Dollar.    

Wie zu erwarten war, besteht das Touristenkaff aus einer Anzahl von Souvenir Shops, Tattoo Studios, Exkursionsanbietern und Restaurants. Wir reservieren für eineinhalb Stunden später im Captain Pattie’s und machen in der Zwischenzeit einen Strandspaziergang. Eine wirklich wunderbare Atmosfäre, alle Hütten stehen auf Pfählen, es ist ein strahlender Abend, es gibt kaum Touristen, die sind alle beim Essen. Tiere, außer natürlich Möwen, gibt es allerdings nicht viel. Immerhin sehen wir einen Bald Eagle.  

 

Das Essen ist wirklich gut, aber das Highlight sind die überbackenen Krabben-Avocado-Baguettes. Der Fisch, See Sampler und Char grilled Helibut kommt mit Baked Potatoes.

sauwetter und meilen

15. Juni 2018    
Homer – Soldotna – Sterling – Cooper Landing – Anchorage – 20 miles before Matanuska Glacier (327 miles)    

So herrlich das Wetter am vergangenen Tag war, so übel ist es jetzt: Strömender Regen. Wir entschließen uns Strecke zu machen und möglichst bis Matanuska zu kommen, um uns dann am Folgetag mehr Zeit zu lassen. Kurz vor dem Matanuska Glacier finden wir einen unbenannten Campground. Die extrem tiefen Schlaglöcher sind durch den starken Regen randvoll mit Wasser gefüllt, so dass sie kaum einzuschätzen sind. Der Camper verzieht sich bei der Durchfahrt dermaßen, dass sich sogar der Camperaufbau löst. Ich kann das zum Glück reparieren. Es gibt merkwürdige asiatische Würstchen mit noch merkwürdigeren Kartoffeln. Diese hiesige Kartoffelsorte ist einfach schrecklich...    


gletschermatsch und regen    

16. Juni 2018
Matanuska Glacier – Glennallen – Worthington Glacier – Thompson Pass – Keystone Canyon – Valdez (196 miles)    

Valdez hört sich eigentlich etwas zu sehr spanisch an, für diesen hohen Norden, dazu auch noch ziemlich unangenehm. Wenn Ihr davor auch noch ein „Exxon“ hängt, dann wird klar warum. Das im Prince Williams Sound gelegene Valdez befindet sich am Ende der Transalaska-Pipeline. Hier wird das Öl per Schiff weitertransportiert. 1964 wurde es durch das Karfreitagserdbeben mit anschließendem Tsunami vollständig zerstört, aber sehr schnell wieder aufgebaut, es befindet sich in einer ganzjährig eisfreien Zone. Und genau hier passierte 1989 die Havarie mit der Exxon Valdez und der Riesensauerei durch die 42 Millionen Liter Rohöl, von der sich die Natur bis heute noch nicht vollständig erholt hat.    

Wir beginnen mit einem Besuch des Matanuska Glaciers, der sich die letzten 400 Jahre kaum verändert hat. Stimmt nicht ganz: dafür zog er sich die letzten 13 Jahre umso schneller zurück! Wir fahren runter bis zur Schranke des Glacier Access Points. Gegen Entrichtung von 60$ dürfen wir dann noch etwa 2,5 Meilen bis zum Parkplatz weiterfahren. Von dort aus geht es zu Fuß weiter, über Matsch, der an besonders kritischen Stellen mit Stegen belegt ist. Es herrscht ganz angenehmes Wetter, gelegentlich zeigt sich sogar mal die Sonne. Nach einer gewissen Zeit müssen wir allerdings umkehren, es wird ohne Steigeisen zu gefährlich.     

Auf der Weiterfahrt – die 1 bis Glenallen dann die 4 Richtung Valdez – wird es zusehends kälter, bis wir am Worthington Glacier mit 6° den Tiefpunkt erreicht haben. Hier ist sogar auf dem Weg noch Schnee, die Vegetation befindet sich noch ganz am Anfang des „Frühjahres“, es regnet wieder in Strömen. Nach dem Thompson Pass geht es nur noch bergab, die Temperatur steigt auf sage und schreibe 9° bei strömendem Regen. Den Keystone Canyon mit den beeindruckenden Wasserfällen merken wir uns für den Folgetag. Wir entschließen uns, trotz des Wetters, mindestens einen vollen Tag, also zwei Nächte zu bleiben, es gibt hier zu viel Interessantes zu sehen.    

Am Abend stärken wir uns einmal mehr mit einer selbstgemachten Pizza mit Speck, Peperoni, Zwiebeln, Käse und Knoblauch. Nachdem wir gestern und heute so viel flüssiges Wasser geschaut haben, gibt es am Abend gefrorenes zu sehen: Die Island-Show vom Winter 2018.

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Fotostrecke Kenai Fjord Tour

pferdeschwanz und brautschleier    

17. Juni 2018    
Valdez – Dockpoint Trail - Keystone Canyon – Thompson Pass – Worthington Glacier – Blueberry Lake (37 miles)    

Das Wetter ist beschissen, aber wir müssen raus, wir können nicht den ganzen Tag im Wohnmobil bleiben, auch wenn das prasseln des Regens auf dem Dach mit einem Buch im Alkoven auch etwas für sich haben könnte.     

Wir machen eine kleine Runde auf dem Dockpoint Trail, zum Glück hat der Regen etwas nachgelassen. Zwischenzeitlich kommt sogar die Sonne ein bisschen raus. Gegen Mittag geht’s zur Fat Mermaid, Rosemarie gönnt sich einen Fat Mermaid Burger, ich eine Pizza mit Lachs und Koriander. Damit ist sichergestellt dass wir garantiert nicht tauschen.

Die Horse Tails und Bride‘s Veil Falls im Keystone Canyon sind trotz des wieder miesen Wetters großartig. Danach fahren wir nochmal rauf zum Worthington Glacier und zurück zum Blueberry Lake mit seinem Campground. Dieser ist wirklich ein Traum und auch noch völlig leer. Was nicht wundert, bei 6° und stürmischem Wind macht das nicht wirklich Spaß. Die initiale Idee, vielleicht die kommende Nacht hier zu verbringen wird also schnell verworfen. Die Sicht auf die gegenüberliegenden Berge ist großartig, weil der See selber auf einem Bergrücken und damit schon relativ hoch liegt. Abschließend gibt es noch einen kleinen Abstecher zum Glacier View Park.    

Nudeln mit leckerem und dollarvergoldetem geräuchertem Wildlachs aus Valdez runden den Tag ab.

nix wie weg und hasensuchspiel

18. Juni 2018
Valdez – Gakona – Tok - Tanana River Bridge - Deadman Lake Campground (317 miles)    

Am Morgen gießt es in Strömen, wir haben genug, nichts wie weg! Die 4 über Glennallen und Gakona nach Tok bringen wir im Handumdrehen hinter uns. Bei Gakona überlegen wir uns, über Paxson nochmal auf den Denali Highway zu fahren, aber das Wetter ist diesmal Grau-in-Grau mit tiefhängenden Wolken, außerdem wäre dies ein nicht unerheblicher Umweg. Auch jetzt beschließen wir, nicht in Tok zu übernachten, sondern noch ein Stück weiter auf der 1 Richtung kanadische Grenze zu fahren, bis wir einen schönen Campground finden, um uns am nächsten Tag mehr Zeit nehmen zu können. Das Wetter wird nun mit jeder gefahrenen Meile besser.     

Wir stellen schließlich unseren Camper auf dem Deadman Lake Campground ab. Das ist einer der schönsten Campgrounds, die wir gesehen haben. Alles ist neu und vorbildlich angelegt, Holzstege dienen als Trail, es gibt viele Informationstafeln, einen wunderschönen See. Das Ganze wird noch dadurch getoppt, dass es offiziell nicht mal etwas kostet. Es wird allerdings um eine Spende gebeten. Wir kommen dem gerne in Höhe des üblichen Preises nach.    

Inzwischen scheint die Sonne, es ist warm, es sind kaum noch Wolken am Himmel und wir genießen den ganzen Abend mit einem Spaziergang zum See und draußen vor dem Camper. Wir beobachten einige Wildhasen. Der Wein darf inzwischen wieder kühl und weiß sein, es ist ein „Sägemühlenbach“-Chardonnay.     

Zum Essen gibt es tatsächlich mal was Neues, mein Rezept stammt aus Island, gewissermaßen eine duchgeknallte Pizza für Verrückte: Bananen, Zwiebeln, Peperoni und Blauschimmelkäse. Rosemarie macht sich eine Klassische mit Salami, Kirschtomaten und Peperoni. Besonders meine kann ich sehr empfehlen.

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Fotostrecke Valdez

ein camper ist lebensgefährlich    

19. Juni 2018    
Deadman Lake Campground – Alcan Border – Canadian Border – Beaver Creek – Burwash Landing – Haines Junction (228 miles)    

Die kanadische Grenze ist gerade mal 22 Meilen vom Deadman Lake entfernt. Kurz davor besuchen wir noch das letzte auf der US Seite gelegene, das Tetlin National Wildlife Refugee Visitor Center. Es ist wie immer super informativ und interessant gemacht, durch ein Fernrohr können wir sogar Elche beobachten.    

Laut Reiseführer ist das mit der Einfuhr von Lebensmitteln an der kanadischen Grenze genau das gleiche Theater wie anders herum. Ich würde es ja einsehen, wenn man fremde Samen aus weit entfernten Gebieten etc. einschleppen würde. Aber dazu müssten die Schuhsohlen gefilzt werden, was keiner tut. Nein, wir nehmen das diesmal ganz entspannt und lassen es drauf ankommen. Nach weniger als fünf Minuten sind wir durch. Wir wurden nicht mal nach Lebensmitteln gefragt.    

In der Mittagspause mache ich mir den Spaß, mal alle Warnaufkleber des Mobils zu fotografieren. Ich komme zum Schluss, das man die ganze Welt davor warnen muss. Campingmobile sind lebensgefährlich und dass wir noch leben grenzt an ein Wunder.    

Weiter auf der 1 – dem Alaska Highway – wird die Landschaft zusehends interessanter. Der purpurfarbene Fireweed steht in voller Blüte. Nicht mehr lange, und wir erreichen den Kluane Lake und Burwash Landing. Etwas weiter entdecken wir am Ufer Wolfsspuren, in der Ferne Staubschwaden am Horizont. Es sind noch weitere 15 Kilometer, bis wir den Grund sehen. Nein, nicht eine staubige Baustelle, wie wir zunächst vermuteten, sondern es ist Staub, aufgewirbelt vom Schwemmsand des jetzt trockenen Slains Rivers. Dieser veränderte 2016 aus noch nicht restlos geklärten, wenn auch wahrscheinlich aus klimatischen Gründen, seine Flussrichtung nach Süden. Wir verbringen hier viel Zeit, in dieser wunderschönen Landschaft bei herrlichem Wetter.

Einkaufen ist in Alaska und Yukon ein bisschen ein Glücksspiel. Bekommt man in den größeren Städten natürlich alles, so ist das auf dem Land, auch an Knotenpunkten nicht unbedingt gegeben. Was man immer sieht, das sind Regalreihen unterschiedlicher Kartoffelchips-Sorten, tiefgekühlte Steaks und Bier in allen Variationen. So auch hier in Haines Junction. Das ist wirklich ein Knotenpunkt mit allem Möglichen, inklusive Bäckerei und Flugplatz. Aber Gemüse, Obst? Fehlanzeige. Wir ergattern gerade noch ein paar Bananen. Auch die Nachfrage im Visitor Center hilft nicht wirklich weiter. In den vorgeschlagenen Shops waren wir bereits.     

Wir stationieren uns im wunderschönen Pine Lake Campground an der 1, ruhig mitten in einem Wald gelegen. Wir beschließen den Abend mit Spaghetti und Wildlachs aus Valdez in Sahnesoße.

haines - kaskawulsh - logan - kennedy - hubbard - lowell

20. Juni 2018
Haines Junction Air Base - Kaskawulsh Glacier - Mt. Logan - Kennedy Massif - Hubbard Massif - Lowell Glacier - Haines Junction Air Base

Diese großartige Landschaft, etwa so groß wie die Schweiz, hat leider einen ebenso großen Nachteil: Sobald man Touren machen will, die länger als die spärlichen Einkilometer-Rundwege sind, wird das zur Expedition. Das eigentliche Gelände ist völlig unzugänglich, wenn man mal von den paar Flugzeugen absieht, die auf einem Gletscher landen können.     

Wir kommen erst spät aus den Federn, es ist 11 Uhr, als wir den Campground verlassen. Wir fahren zum kleinen Flugplatz und informieren uns, was ein Rundflug über das Gletschergebiet kostet. Nachdem geklärt ist, dass ich am einzigen Fenster sitzen darf, das aufgeklappt werden kann (Rosemarie will gar nicht), entscheiden wir uns für den 90-minütigen für ca. 300 Euro p.P. um 14 Uhr. Bei den anderen Flügen war der Fotografenport bereits ausgebucht. Die restliche Zeit bis dahin verbringen wir im Besucherzentrum und schauen uns einen Dokumentarfilm an.    Wir können kaum erwarten, bis es dann um 14 Uhr endlich losgeht. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung, in der wir mitgeteilt bekommen, wo wir nach einer eventuellen Bruchlandung die Pflaster finden (sic!), kann es frohgemut losgehen.

Der Fotografenport ist in der hintersten Reihe, was in zweifacher Hinsicht Sinn macht: Erstens bekommen dann die anderen Passagiere den Wind nicht voll ab, zudem wäre neben mir sogar noch Platz für den Fotorucksack, für einen möglichen Objektivwechsel. Allerdings benötiget man kaum extreme Brennweiten. Bei allem was kürzer als vollformatbezogen 24 mm ist, hat man irgendwelche Flugzeugteile im Bild, jedenfalls unter normalen Bedingungen, ohne ausgehängte Tür. Größere Brennweiten können aufgrund der Länge zu einer praktisch unmöglichen Position vor dem Fenster zwingen. Und wer jetzt glaubt, man könnte ja die lange Brennweite durch den Fotografenport stecken: Bloß das nicht! Wir fliegen mit Geschwindigkeiten zwischen 180 und 220 km/h. Jeder Motorradfahrer weiß, was passiert wenn man schon bei Tempo 130 die Hand zu einem Gruß hebt. Ich halte deshalb das Objektiv immer innerhalb des Ports und nehme trotzdem sogar die Sonnenblende ab, weil es deutlich spürbar weniger Verwirbelungen gibt. Ich empfehle übrigens niemanden, der nicht fotografiert am Fotografenport zu sitzen. Dort ist es, weil weiter von den Tragflächen weg, deutlich unruhiger.    

Rosemarie hat ein bisschen die A-Karte. Kleiner als ich, kämpft sie verbissen mit der relativ hoch liegenden Fensterkante. Schon beim Start packt sie der Frust, weil eine Grizzlymom mit drei Jungen an der Landebahn entlangspaziert und sie sie nicht in den Sucher bekommt. Auch später ist es ihr, außer beim Kurvenflug, kaum möglich nach unten zu fotografieren. Dennoch nützt sie die wenigen Chancen zu fast 100%. Chapeau!    

Tipp für Nachfolgende bei diesem(!) Flug: Nehmt auf jeden Fall einen Platz auf der linken Seite. Das ist klar die Bessere. Ein Zoom 24-85 ist gut, 24-120 noch besser, auch diese berüchtigten 18-200 (DX) sind hier erstaunlich gut. Ich muss jedenfalls schon sehr genau (1:1) hinsehen, um einen geringen Unterschied zu erkennen. Diese Aufnahmen aus 2 km Entfernung durch den Dunst kämpfen mit so vielen Widrigkeiten, dass auch ein super auflösendes Objektiv kaum seine Stärke ausspielen kann.     

Zusammenfassend: es war großartig – weitere Worte spare ich mir!

sommersonnwende

21. Juni 2018    
Haines Junction – Kathleen Lake – Rock Glacier Trail – Million Dollar Falls – Haines Junction – Whitehorse – Carcross – Conrad Campground – Carcross (434 km)

 

Zunächst etwas unentschlossen wie es weitergehen soll, fahren wir einfach nach Süden Richtung amerikanische Grenze und Skagway. Doch schon auf der Fahrt wird uns klar, dass wir keinesfalls Bock auf Grenzstress mit unseren restlichen Lebensmitteln haben. Und wegschmeißen wollen wir auch nichts.     

Einem Halt am wunderschönen Kathleen Lake folgt eine kleine Wanderung auf dem Rock Glacier Trail und schließlich die Million Dollar Falls.    

Wir fahren zurück über Haines Junction und nehmen Kurs auf Whitehorse und dann Carcross. An einem der schrecklichen Campgrounds kurz nach Whitehorse machen wir kurz Halt zum dumpen. Gegen Bezahlung geht auch das, es kostet uns 12 Dollar inklusive 120l Frischwasser. Das zahlen wir doch gerne, wenn wir dort nicht übernachten müssen. Leider schätze ich bei einer Kurvenfahrt auf dem unebenen Gelände die Schräglage des Gefährts etwas falsch ein und mit einem Riesenkrach entleert sich der ganze Oberschrank. Es ist glücklicherweise halb so schlimm, es sind nur zwei zerbrochene Gläser.    

Die staatlichen Plätze hier sind alle bereits ausgebucht. Wir ziehen also weiter nach Carcross, dessen Campingplatz wir nach kurzer Ansicht nicht mal in Erwägung ziehen. Einige Kilometer danach finden wir im Conrad Campground einen wunderschönen Platz an einem See. Gerade freue ich mich, noch einen Platz gefunden zu haben, als wir an der am Eingangspfosten befestigten Quittung bemerken, dass dieser doch schon belegt ist. Auch eine weitere Runde zeigt, keine Chance, wir müssen weiter.    

Es ist schon recht spät, nach Neun, also nehmen wir notgedrungenermaßen den Platz in Carcross. Der Betreiber unterhält eine Tankstelle, einen Laden, ein Restaurant und diesen Campground.    

Wir stillen unseren Hunger mit Sahnekürbis und Parmesan. Die Nacht ist recht unruhig. Vor allem die First Nations feiern den längsten Tag. Eine marodierende Bande Jugendlicher legt sich mit dem Campgroundbetreiber an, es klirrt und gibt Ärger. Zum Glück bleiben wir davon verschont.

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caribbean colors    

22. Juni 2018    
Carcross – Emerald Lake – Carcross – Carcross Desert – Conrad Campground (Tagish Lake) 

   

Wir flüchten recht früh vom Campground zum Emerald Lake. Heute Morgen sind die Farben gänzlich anders als am vorigen Nachmittag. Intensiv tiefes Blau wechselt sich mit dem der geschwungenen türkisfarbigen Untiefen ab, das Ganze hat richtig karibisches Flair. Wenn nur nicht diese blöde Telefonleitung quer durchs Bild wäre und diese andauernden Bäume, die einem immer die Sicht verstellen. Stihl ist dein Freund, denke ich, das nächste Mal. Ein Ortswechsel in tiefere Regionen vermeidet zwar die Leitung, lässt aber das ganze Farbenspiel verschwinden.    

Die Kuriosität, die Carkross Desert, die kleinste Wüste der Welt, ist von zwei großen Reisebussen in Beschlag genommen. Wir verschieben den Besuch daher auf später und schauen uns erst mal Carcross an. Dieses entpuppt sich als viel hübscher als man es zunächst wahrnimmt. Buntbemalte Häuschen, auch mal windschief, mit bepflanzen Trögen, Läden mit bemalten Fassaden, Totempfähle und eine alte Eisenbahnbrücke. Wir haben Glück, es kommt gerade ein Zug, der das mit lautem Signal anzeigt. Es ist scheinbar ein touristischer Museumszug. Ein schöner Strand fehlt übrigens auch nicht. Der Name Carcross hat übrigens nichts mit Auto = Car und Crossing zu tun. Er stammt aus Urzeiten, als hier regelmäßig Karibu Herden vorbeikamen.    

Heute schaffen wir es dann auch rechtzeitig am Conrad Campground zu sein, um noch einen Platz zu bekommen. Es ist der letzte, etwas schief, aber es geht, ich hebe die Kabine mit der entsprechend dafür vorgesehenen Vorrichtung etwas an. Wir machen eine ausgiebige Mittagspause mit anschließender kleiner Wanderung am See.     

Abends wird mit einer letzten Pizza der Kühlschrank aufgeräumt: Speck, Zwiebeln, Oliven, Peperoni, Knoblauch, davor Toast mit Olivenöl und Parmesan überbacken.

award winning kickass klondike burger    

23. und 24. Juni 2018    
Conrad Campground – Whitehorse (88 km)    

Morgens holt uns die Wirklichkeit wieder ein: Wir müssen zusammenpacken, den Müll entsorgen. Das dauert doch fast drei Stunden inklusive einem kleinen Grobputz. Dann noch ein letztes Mal an einem der RV-Campgrounds an der Straße dumpen, eine der Gasflaschen füllen und tanken. Es ist 14 Uhr, wir sind laut Vertrag eigentlich zwei Stunden zu spät, aber nachdem der junge Mann bei der Einweisung gesagt hatte, dass zwischen 14 und 15 Uhr auch völlig in Ordnung sei, haben wir’s locker angehen lassen. Naja, es gibt jedenfalls keinerlei Beanstandungen und wir bekommen unseren OK-Stempel. Eine nette junge Schweizerin, die erst seit einem Monat am Klondike lebt, fährt uns ins Hotel. Von ihr erfahren wir, dass es Neuwagentransferfahrten von Vancouver nach Whitehorse zu erheblich günstigerem Preis gibt – auch eine Überlegung wert.    

Nach so viel wunderschöner Natur wieder in der Stadt, ist bei uns ein bisschen die Luft raus. Wir machen noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt, nicht zuletzt, um die möglichen Restaurants für den Abend abzuchecken und hocken uns dann in die Lounge-Bar unseres Hotels und genießen einige Drinks bei herrlich warmem Sonnenschein.     

Später müssen wir allerdings feststellen, dass unser auserkorenes Restaurant am Abend mit einer geschlossenen Gesellschaft belegt ist, also versuchten wir es im Klondike Rib & Salmon. Natürlich ist es rammelvoll, inklusive Warteschlange vor der Türe und uns wird empfohlen, es 45 Minuten später nochmal zu probieren. Wir gehen nochmal runter zum Klondike, genießen die Abendsonne und bekommen danach tatsächlich unseren Platz. Gemeinsame Vorspeise: Fleischbällchen aus Elck, Rentier und Bison mit BBQ Sauce und Spinat. Ich wähle Bisonsteak mit Gemüse, Wildbeerensoße, Kartoffelbrei und Knoblauch, Rosemarie nimmt den Atlantic Char mit Reis und Gemüse. Es schmeckt so gut, dass wir es für morgen Mittag nochmal in Erwägung ziehen.    

Da wir am nächsten Tag um 15:15 abgeholt werden, bleibt noch genügend Zeit für ein frühes Mittagessen. Wir gehen nochmal ins Klondike Rib & Salmon und nehmen den 2015 prämierten Kickass -Klondike-Burger. Er hat seinen Preis zurecht bekommen.

Kameras: Nikon D850 & D500

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Fotostrecke Deadman Lake - Border - Haines Junction

Fotostrecke Deadman Lake - Flug Kluane

Fotostrecke Caribbean Colors

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