island 2015
reykjavík
Mittwoch/Donnerstag, 10./11. Juni
Keflavík - Reykjavík - Harpa - Laugavegur - Tjörnin - Hallgrimskirkja - Ásmundur Sveinsson Museum - Arctic Photo Gallery - Fjalakötturinn
Wir fliegen mit der original Iclandair. WOW Air fliegt zwar auch schon, aber es gab bei Buchung der Reise noch zu viele Ungereimtheiten (Termin, Übergepäck etc.), so dass wir lieber den Mietwagentransfer nach Frankfurt in Kauf nahmen, als ab Stuttgart zu fliegen. Wir kommen pünktlich nach einem angenehmen Flug ohne zu enge Bestuhlung an. Abends, nach dem Abendessen im Hotel machen wir noch eine kleine Runde in den Hafen. Es legt ein russischer Viermaster, offensichtlich ein Schulungsschiff an. Abschließend machen wir noch einen Abstecher in die Harpa „Light“. Ich nenne sie mal so, weil ich mich die ganze Zeit frage, wie das so schon imposante Gebäude wohl in der „professional“-, „enterprise“- oder „hardcore“-Version ausgesehen hätte.
Donnerstag, 11. Juni
Ein Tag mit recht gutem Wetter. Nach einem üppigen Frühstück führt uns ein Spaziergang über den Tjörnin zum Freilichtmuseum des Bildhauers Ásmundur Sveinsson, das wir sehr beeindruckend finden, und dann zur Hallgrimskirkja. Wir haben Glück und können 20 besinnliche Minuten beim Orgelspiel zuhören. Über den Laugarvegur und dem Besuch der Arctic Photo Gallery gehen wir zurück. Ein kleiner Imbiss und Ruhepause im der Bar neben dem Tapas Barinn tut ganz gut. Es geht weiter Richtung Hafen. Zwei recht große Schiffe liegen auf dem Trockendock und erregen unser Interesse. Wir halten uns recht lange im Hafengebiet auf und besuchen noch den Grashügel mit der Trockenhütte, dessen Künstler mir nicht mehr einfällt.
...auf dem weg nach stykkishólmur
Freitag, 12 Juni
Hvalfjörður - Hraunfossar - Barnafoss - Reykholt Deildartunguhver
Bifröst - Grabrók - Borgarnes - Eldborg - Landbrotalaug - Stykkishólmur - Hringhotel
Es geht los. Wir nehmen unseren roten 286 PS-Zweisitzer um 7 Uhr im Hotel entgegen. Nach einer Ladeprobe wird schnell klar, wie wir unsere Koffer am besten laden und mit den Spanngurten kräftig verzurren. Ich kann es nicht ausstehen, wenn auf schlechten Wegen das Gepäck herumrutscht und klappert. Das Dach bleibt vorerst geschlossen.
Die Kaldidalur (F550) ist, wie erwartet, immer noch unpassierbar, so nehmen wir die Standardstrecke und besuchen zunächst Hraunfossar und Barnafoss und werden sofort mit den gewaltigen Besucherströmen initiiert. Es ist eisig kalt, das sollte auch in den nächsten Tagen und eigentlich fast den gesamten Urlaub so bleiben. Für den Barnafoss ist das späte und direkte Morgenlicht Gift. Lava im Schatten und Schaum im Sonnenlicht sind nicht zu bewältigen.
Weiter geht es nach Reykholt und schließlich zum den Grabrók Kratern bei Bifröst. Zuvor nehmen wir als Mittagessen an einer N1 noch eines der isländischen Nationalgerichte, den Plokkfiskur zu uns. Eine Art Kartoffelgratin mit gekochtem Fisch, schmeckt wirklich gut.
Die kurze Wanderung auf den Krater ist eisig und stürmisch, lohnt aber unbedingt.
Als nächstes geht es zum Eldborg Krater. Diese Wanderung ist deutlich länger, aber mit 1,5 Stunden Dauer immer noch kurz genug, um sie an diesem Tag unterzubringen. Das letzte Stück auf den Kraterrand ist trotz Seilsicherung recht heikel, meine Frau streikt.
Abschließend möchten wir noch zum Landbrotalaug, einem Warmwasserpool in der Nähe des Eldborg Kraters. Hier rächt sich meine diesbezüglich etwas schlampige Vorbereitung (ich hatte diesen Fleck erst in letzter Minute entdeckt) – wir finden ihn nicht, meine Beschreibung war zu ungenau. Außerdem ist es bereits recht spät und wir möchten irgendwann mal in Stykkisholmur ankommen, also wird eine intensivere Suche abgebrochen. Auf den letzten Kilometern zum Hotel fällt uns ein, dass wir Gerðuberg mit den Basaltsäulen vergessen haben. Nun ja, es wäre wohl sowieso zu viel gewesen.
Wir übernachten im Hringhotel Stykkisholmur. Die Zimmer sind ganz nett, aber recht klein. Dem Bad sieht man die Jahre an, es ist schon einiges zu Bruch gegangen bzw. steht kurz davor. Wir haben Riesenhunger und gehen ohne große Umwege ins Hotelrestaurant. Die Suppe kommt ohne Löffel. Die blonde Bedienung mit begrenzter Multitaskingfähigkeit reagiert nicht auf mein Winken. Nach einiger Zeit mache ich mich selbst auf die Suche nach Esswerkzeug, bevor die Suppe kalt wird. Die Tagliatelle sehen nach Kantine aus und schmecken auch kaum besser. Billig ist es auch nicht. Schließlich warten wir noch eine Ewigkeit auf die Rechnung, die nie kommt (verbucht ist sie allerdings am Ende korrekt, als wir kontrollieren). Wir wissen, dass wir am nächsten Tag woanders zum Essen gehen.
erste snæfellsnes - rundfahrt
Samstag, 13. Juni
F568 - Ytri Tunga - Buðir - Arnarstapi - Hellnar - Olafsvík - 570 - Snæfellsjökull - Rauðfeldsgiá - Narfeyrarstofa
Wir fahren einfach los, Richtung Westen. Wenige Kilometer später lockt die F568 nach Süden. Wir folgen ihr und sind zum ersten Mal froh, ein taugliches Geländefahrzeug zu haben. Nähe der Passhöhe machen wir halt an einem unbenannten Wasserfall, sehen einige Singschwäne. Da wir danach auf der Südseite „gestrandet“ sind besuchen wir Ytri-Tunga. Wir sehen zwar keine Robben, aber das Gebiet ist vor Allem wegen der Ebbe und dem vielen Tang sehr schön. Die anschließende kleine Wanderung bei Buðir entpuppt sich als recht hübsch, leider ist hier das Gras und Moos noch ziemlich grau. Man spürt deutlich das kälteste Frühjahr seit Jahrzehnten. Lediglich an Wasserläufen ist das Gras grün und mit Sumpfdotterblumenbüschen geschmückt.
Mein erster Tankversuch in Island, bei der Orkan Tankstelle in Arnarstapi scheitert. Es geht alles gut bis zur Eingabe des Betrages: Das Gerät reagiert nicht. Das nahegelegene Kaffi ist überfüllt. Wir essen stattdessen im bekannten Primus Kaffi in Hellnar, das seinem guten Ruf wirklich gerecht wird, und können uns dank des brillanten Wetters sogar draußen setzen. Eigentlich wollen wir jetzt die Halbinsel umrunden um nach Olafsvík zur Tankstelle zu kommen, aber die 574 ist wegen eines Unfalls im weiteren Verlauf gesperrt. Auf der 54 biegen wir nach Norden ab, tanken in Olafsvik an der N1, was absolut problemlos funktioniert, und versuchen auf der 570 durchzukommen. An einer Schneefläche, bei der nicht sicher ist, ob sie bei Befahrung irgendwo einbricht, ist Schluss. Da wir noch Zeit haben, fahren wir nochmal nach Süden und probieren es auf der anderen Seite. Wir kommen bis zu den Jetskifahrern. Jetzt ist auch klar, woher die bereits aus der Ferne sichtbaren Spuren im Schnee des Snæfellsjökull kommen. Hier ist der Winterbetrieb noch voll im Gange.
Abschließend versuchen wir noch in die Rauðfeldsgjá zu kommen. Normalerweise wäre sie bei der Schneeschmelze unzugänglich, aufgrund der kalten Witterung in diesem Frühling hat die Schmelze aber noch gar nicht richtig begonnen, so kommen wir also trotzdem dort hin. Allerdings versperrt ein heruntergestürztes Schneebrett nach 15 Metern den Weg.
Abends essen wir im Narfeyrarstofa. Ein rothaariger Engel bedient uns. Ich esse den Catch of the Day, es schmeckt ausgesprochen lecker, Service ist gut, Preis sogar noch günstiger als im Hotel, es ist zwar eng und die Tische klein, aber dafür herrscht auch keine Mensa-Atmosphäre. Wir buchen gleich noch für den nächsten Tag.
zweite snæfellsnes - rundfahrt
Sonntag, 14. Juni
Berserkjahraun - Hraunsfjörður - Grundarfjörður - Kirkjufell
Kirkjufellsfoss - Olafsvík - Rif - Hellnar - Arnarstapi - Londrangar - Holaholar - Narfeyrarstofa
Am Sonntag führt uns unser Weg etwas geradliniger um die Halbinsel. Wir beginnen mit einem Abstecher auf der 558 in den Bersekjahraun und um den Hraunsfjörður. Die Morgenstimmung bei Ebbe ist wunderschön, tiefblaues Wasser mit dem gelben Seetang und klarem, blauem Himmel. Kalt ist es mit 5° allerdings immer noch. Wir setzen unsere Runde über den Kolgrafafjörður fort und besuchen anschließend den Kirkjufellsfoss, an dem wir uns längere Zeit aufhalten. Ein weiterer Spaziergang zu den Vogelklippen in Rif wird mit wildem Gekreische beendet. Eine Küstenseeschwalbe fühlt ihre Jungen bedroht und greift an. Nach einigen Fotos und Metern ist der Spuk vorbei, wir sind anscheinend weit genug weg.
Wir nehmen unser Mittagessen wieder im Primus Kaffi in Hellnar zu uns. Die anschließende Wanderung nach Arnarstapi brechen wir ab – der Touristenstrom ist unerträglich. Wir fahren dorthin. Wie erwartet, stellen wir dort fest, dass alles noch wesentlich schlimmer ist. Die Mücken scheinen das aus zu wissen und haben Spaß daran mit ihren Schwärmen die Touristen zu verfolgen. Wir fahren zurück und besuchen noch den befahrbaren Krater Holaholar, Djúpalonssandur und eine kleine Ruine.
Die Tapasplatte am Abend im Narfeyrarstofa ist genial, der Minkwal schmeckt nicht eine Spur tranig. Er schmeckt nicht mal wirklich fischig. Die Anschließende Wanderung zum Hafen und den kleinen Berg dort rundet den Tag mit einer schönen Abendsonnenstimmung ab.
...auf dem weg nach akureyri
Montag, 15. Juni
Kolufossar - Kolugliúfur - Varmahlið - Borgarvirki - Hvítserkur - Vatnsdalur - Kattaraugað - Viðimýrikirkia - Akureyri - Múlaberg
Nach dem wie gewohnt überfüllten Frühstücksraum brechen wir zeitig auf. Trotz allem sollte uns das an sich wenig begeisternde Hringhotel als das mit dem besten Frühstücksbüffet in Erinnerung bleiben. Hier war das Brot nicht nur selbstgebacken sondern auch noch frisch und exzellent gut, zudem es gab es hier das Rugbrauð, das so ausgezeichnet mit geräuchertem Lachs harmoniert.
Es ist die längste Tagesetappe auf unserer Reise, je nach Verlauf zwischen 370 und 440 km, davon die ersten knapp 100 Kilometer nicht asphaltiert. Auf den ersten 50 Kilometern genießen wir noch den Blick auf die wunderbare Schärenlandschaft bei Stykkisholmur, sehen ein Schiffswrack, bevor wir auf die 59 ins Landesinnere abbiegen.
Der Kolufossar bzw. die Kolugljúfur, ein kleiner Abstecher über die 715, sind weitaus beeindruckender als wir nach dem Spruch „in 10 Minuten abgehakt (aus dem Internet)“ vermuten. Wir halten uns fast 1 ½ Stunden dort auf. Es geht weiter, in der Nähe von Laugarbakki nehmen wir an einer N1 Tankstelle die wohlschmeckende Tagessuppe (einen Lammfleischeintopf) zu uns.
Wir nehmen den Weg auf der 717 über Borgarvirki zum Hvitserkur, dem Dinosaurierfelsen. Der Stopp bei Borgarvirki tut auch den Fotobedingungen beim Hvitserkur gut, weil wir dadurch sicher bei Ebbe ankommen und bis zum Felsen gehen können. Aber auch sonst ist Borgarvirki sehr lohnend, dank der grandiosen Aussicht und eines Schneehuhns, das sich von meiner Frau bereitwillig fotografieren lässt.
Der Abstieg neben dessen Aussichtsplattform zum Hvitserkur an der Küste ist ausgesprochen kriminell, die meisten Besucher suchen einen Weg 1 km weiter südwärts nach unten oder lassen es ganz bleiben. Ich nehme den „kurzen“, nicht ohne ein mulmiges Gefühl im Bauch, weil ich da ja auch wieder hinauf muss. Meine Frau erklärt mich kurzerhand für verrückt und wartet oben. Der Abstieg oder besser das was darauf folgt ist allerdings sehr lohnend. Dem Bogen bleibe ich allerdings fern, ich will die brütenden Vögel nicht zu sehr stressen, obwohl sie insgesamt erstaunlich gelassen reagieren. Beim Aufstieg helfe ich ein paar deutschen Touristen den noch ungefährlichsten Weg zu finden.
Unser 2 x 25 km Abstecher ins Vatnsdalur zum „Kattaraugað“ führt leider nicht zum Erfolg. Wir finden die Abfahrt nicht. Ein zweites und letztes Mal zeigt sich, dass diese Last-Minute-Geheimtipp-Ideen ohne gründliche Vorbereitung in Island nicht taugen. Lohnend war es trotzdem, es ist ein wunderschönes Tal mit vielen Seen und Islandpferden.
Abschließend besuchen wir noch die Viðimýri, die kleinste Grassodenkirche Islands, und fahren schließlich zügig bis nach Akureyri durch. Nach 468 km sind wir am Ziel.
Das Kea Hotel in Akureyri ist schon sehr viel besser als das Hringhotel in Stykkisholmur. Die Zimmer sind ordentlich groß, allerdings unglaublich heiß, weil den ganzen Mittag und Abend die Sonne durch die Fenster scheint, eine Klimaanlage gibt es nicht, niemand zieht die Vorhänge vor die Fenster. Es ist kaum zu glauben: Isländer laufen bei 9 Grad im Freien in T-Shirt und Trägerhemden herum, aber drinnen ist alles restlos überheizt – so scheint es jedenfalls.
Zum ersten Mal esse ich Cod, der nicht wie der mir bestens bekannte Bacalau nach der üblichen Mischung aus Gummi und muffigem Salz schmeckt, was auch nicht wirklich vewundert, weil der klassisch verarbeitete Cod in Island nicht gesalzen, sondern nur getrocknet wird. Nach meinem roten Engel im Narfeyrarstofa gibt es jetzt etwas für meine Frau: Junge und ausgesprochen „nette“ Kellner. Überhaupt präsentiert sich Island im Tourismussektor als ausgesprochen junges Land. Man sieht kaum mal jemand der älter als 30 Jahre ist.
tröllaskagi - rundfahrt
Dienstag, 16. Juni
Hjalteyri - Hrisey - Dalvík - Hvalaskoðun - Ólafsfjörður - Heiðinsfjörður - Siglufjörður - The Herring Era Museum - Miklavatn - Múlaberg
Der rote Wrangler mit der 3,6 l V6 Maschine, der relativ(!) günstig zu haben war weil ihn keiner wollte, säuft nicht halb so viel wie befürchtet: Wir sind jetzt bei 10,3 l (ich hatte dabei noch vergessen den hohen Verbrauch meines Vorgängers zurückzusetzen) mit immer noch fallender Tendenz. Wären wir bei der wenig artgerechten Haltung auf der Ringstraße geblieben, hätte ich ihn mit Sicherheit im Schnitt unter 10 l gefahren. 95 km/h im Sechsten und der 284 PS Motor grummelt bei 1500 Upm gemächlich vor sich hin und ist in dieser Betriebsart durchaus kein Säufer. Und wenn man ihn dann mal beim Überholen tritt und zurückschaltet, dann geht der Fast-Zwei-Tonnen-Bock ab wie die Sau.
Wir fahren zunächst Dalvík an, weil wir an einer Whalewatching-Tour teilnehmen wollen. Es ist wenig los, die Gäste der Ocean Diamond scheinen den Weg nach Húsavík genommen zu haben. Es ist windstill, der Fjord liegt spiegelglatt vor uns, man hätte genauso mit einem Tretboot hinausfahren können. Auch wenn sich der bald gesichtete Buckelwal als reichlich zickig herausstellt, haben wir ihn doch irgendwann recht nahe am Schiff. Eine auf der Rückfahrt angebotenen Angel sorgt für ein ordentliches Mittagessen, das direkt beim Veranstalter gegrillt wird.
Wir fahren weiter über Olafsfjörður nach Siglufjörður. Es geht durch lange, einspurige Tunnel mit Ausweichbuchten. Das Heringmuseum in Siglufjörður im ersten Gebäude ist sehr schön gemacht, man hat das Gefühl als hätten die Menschen erst vor 5 Minuten das Haus verlassen. Die anderen Gebäude, sind uns, ehrlich gesagt, etwas zu dunkel gehalten, was wohl von der Stimmung her passt, aber man sieht zu wenig.
Wir nehmen einen Imbiss im Harbour House Café, es gibt eine reichlich bestückte und leckere Fischsuppe nach Art des Hauses. Der Wirt erzählt vom neulichen Schneetreiben am 2. Juni, bei dem sie noch Schneemänner gebaut haben; ein Foto legt Zeugnis davon ab. Die Winterstürme hätten einmal fast seine Hütte zerlegt, nachdem unter dem Winddruck ein Fenster geborsten war. Wir sollten Isländischen „Wind“ einige Tage später noch hautnah erleben.
Wir fahren noch um die Tröllaksagi herum zum Miklavatn, müssen dann aber umkehren da die 82/802 nach Olafsfjörður wegen des vielen Schnees noch gesperrt ist.
...auf dem weg zum mývatn
Mittwoch, 17. Juni (Nationalfeiertag)
Goðafoss - Sprengisandur - Aldeyjarfoss - Sellandafjall
Skjálfandafljót - Skútustaðir - Höfði - Grótagjá - Hverfjall - Reykjahlið - Bjarnarflag- Gigur
Man sollte annehmen, dann man als Tourist wenigstens ein bisschen vom isländischen Nationalfeiertag mitnimmt. Leider liegt der Termin der offiziellen Veranstaltung mit 14 Uhr derartig ungünstig, dass wir darauf verzichten.
Nach dem Frühstück mit gefrorenem Brot, fliehen wir gegen 7:45 Uhr nach Goðafoss: Wir wissen, dass die Aida um 8 Uhr anlegen wird und sehen dass sie bereits da ist. Wir besuchen die Ostseite, bevor tausende Touristen die Westseite bevölkern. Eine Entscheidung, die sich auf die Sekunde genau als richtig erweist. Wir wechseln mitten in das Farbrauschen der Westseite, bevor nicht wenige davon auf die Ostseite verrauschen.
Obwohl sicherlich schön, will uns der Goðafoss nicht so recht begeistern. Der wirkliche Knaller der Gegend ist der Aldeyarfoss an der Sprengisandur (F26) 43 km südlich vom Goðafoss. Wild, ungestüm in einer mondartigen Landschaft, im Hintergrund der Sellandafjall, zugänglich über eine zu dieser Zeit erbärmlichen Piste.
Perfekt angeordnete Basaltsäulen wechseln sich ab mit wie eingefroren scheinenden Skulpturen. Gelegentlich scheint er uns zähnefletschend anzugrinsen wie ein alienartiges Wesen. Während unseres zweistündigen Aufenthaltes befinden sich dort im Schnitt drei Besucher. Der weiter südlich liegende Hrafnabjargafoss wäre auch schön gewesen, aber da die F26 im weiteren Verlauf noch gesperrt war, hätten wir 2x3 km zusätzlich durch unbekanntes Gelände gehen müssen, was uns in Anbetracht der anderen Unternehmungen des Tages doch zu lang erschien. Den 200 Meter weiter oberhalb liegenden kleineren Bruder lassen wir natürlich nicht aus.
Wir fahren über die 843 zurück und dann auf dem schnellsten Weg nach Mývatn. Das Gigur gleicht, was die Zimmer anbelangt, mehr einer Jugendherberge als einem Hotel. Die Zimmer sind winzig, es gibt keine Schränke; warum auch, kein vernünftiger Mensch bleibt hier länger als eine Nacht und räumt seine Koffer aus. Platz für die Koffer ist trotzdem nicht wirklich, die Doppelbetten sind winzig, im Bad kann man nicht mal den Toilettenbeutel vernünftig abstellen. Als i-Tüpfelchen fehlen auch noch Fliegengitter. Wenn man das Fenster geschlossen lässt, dann ist es fürchterlich stickig, macht man es auf, dann stapeln sich irgendwann die toten Mücken auf dem Fenstersims, die auch von der Putzfrau nicht weggeräumt werden. Glücklicherweise scheinen sie nur im Schwarm „anzugreifen“, und kaum eine sticht davon. Das Warmwasser stinkt nach Schwefel, es scheint direkt aus dem Boden zu kommen. Dies kann ich in dieser Lage aber als willkommene Kuriosität gelten lassen und stört mich nicht weiter.
Das Restaurant im Gigur dafür hat eine großartige Aussicht auf Skutustaðir und ist auch sonst recht gut: Rainbow-Trout und Lamm schmecken super, auch wenn die Regenbogenforelle so viel mit der in Deutschland bekannten zu tun hat, wie Kabeljau mit Lachs.
Da wir früh ankommen, bleibt noch genügend Zeit um den Mývatn zu umfahren und uns die Felsen bei Höfði, die Grjótagjá und den Bjarnarflag, den Geothermalpool am Kraftwerk anzuschauen. Der Badebetrieb in der Grjótagjá ist seit einiger Zeit verboten, was niemand zu stören scheint. Es herrscht buntes Badetreiben. Man kann wohl darauf warten, bis die Höhle wegen solcher Idioten ganz gesperrt wird. Andererseits wäre das Foto ohne Badende nicht so gut geworden.
"rund" um den mývatn
Donnerstag, 18. Juni
Bjarnarflag - Námafjall - Hverir - Krafla - Viti - Jökulsá á Fjöllum - Dettifoss - Selfoss - Hafragilsfoss - Hljóðaklettar - Ásbyrgi - Gigur
Wir beginnen in Nebel und Sprühregen beim Bjarnarflag und Hverir. Ich hatte am Vorabend einige Ausschussbilder, weil die Gegenlichtblende verdreht war. Diese Flecken haben auch bei schlechtem Wetter durchaus ihren Reiz. Wir fahren anschließend Richtung Leirhnjúkur (Lehmhügel) und putzen an der bekannten Freifelddusche unsere Schuhe. Leider wurde das kuriose Klo inzwischen abgebaut. Bald zeigt sich, dass die Tour sinnlos ist, wir stecken in dichten Wolken. Da das Wetter weiter östlich besser sein soll, flüchten wir stattdessen zum Dettifoss. „Besser“ ist natürlich immer relativ, aber zumindest sehen wir hier was und gelegentlich hört der Regen auch mal auf – sofern man nicht in der Gischt des wirklich beeindruckenden Wasserfalls steht. Ebenso beeindruckend sind allerdings auch die Touristenmengen, die erst zum Selfoss hin etwas abnehmen.
Wir nehmen an diesem Tag die Ostseite, da die 862 zwischen Dettifoss und Asbyrgi noch gesperrt ist und wir einigermaßen Zeit haben, so können wir zwei Tage später auf unserem Weg nach Egilsstadir später einiges geschickter planen.
Der Besuch des Selfoss lohnt absolut, auch die Weiterfahrt zum Hljoðaklettar mit anschließender Wanderung ist sehr ansprechend. Es sind wohl neben Reynisdrangar und Aldeyjarfoss die eindrucksvollsten Basaltsäulen, die wir gesehen haben. Der Imbiss an der N1 Tankstelle Asbyrgi besteht aus einer Blumenkohlsuppe mit wenig Blumenkohl und viel Teuer. Das Brot ist verschimmelt, was vom asiatischen Kassenmann allerdings sofort bemerkt und ausgetauscht wird. Das ausgetauschte schmeckt aber auch alles andere als backfrisch. Leider bleibt kaum noch Zeit für Asbyrgi, aber man kann halt nicht alles machen. Zeit für den Abstieg zum Hafragilsfoss bleibt leider nicht mehr. Dieser wird auf die nächste Islandreise vertagt.
mývatn
Freitag, 19. Juni
Skútustaðagígar - Krafla - Leirhnjúkur - Viti - Daddie's - Höfði - Bláfjall - Vindbelgiarfjall - Dimmuborgir - Namafjall - Hverir - Námaskarð - Reykjahlið - Gigur
Obwohl das Wetter kaum besser beginnt als am Vortag, spürt man, dass das sich bald ändern wird, es ist eigentlich nur ein Frühnebel. Wir beginnen mit einer kleinen Rundwanderung um das Hotel, in einer malerischen Stimmung um den Skutustaðir, beobachten viele Vögel, Singschwäne und werden von den Mücken fast aufgefressen. „Anti Brumm“ wirkt zwar keine Wunder, hält die Biester aber doch auf etwas mehr Distanz, so dass sie nicht ganz so nahe kommen und wenigstens nicht in Augen, Ohren und Nase kriechen.
Inzwischen hat sich der Nebel verzogen und wir wandern bei blendendem Wetter um den Leirhnjúkur und Viti. Als Mittagsessen gibt es eine leckere Pizza Krafla (4 Käsesorten) bei Daddie‘s. Wir sitzen bei 18 Grad draußen und brutzeln in der Sonne. Nach einem Mittagsschlaf machen wir noch die Dimmuborgir („Kirkja“) Runde und besuchen den Wald bei Höfði. Ein kräftiges Nachschmieren mit Anti-Brumm hält die Viecher auch hier etwas besser auf Distanz. Später am Abend gehen wir, diesmal bei Sonnenschein, nochmal nach Hverir. Der Ort zeigt sich in einem gänzlich anderen Bild als am Vortag, nicht unbedingt schöner, einfach ganz anders.
...auf dem weg nach egilsstaðir
Samstag, 20. Juni
Reykjahlið - Jökulsá á Fjöllum - Dettifoss - Selfoss - Hrossaborg - Herðubreið - Yst i Ryúkandi - Jökulsá á Fljótsdal - Egilsstaðir - Mjóifjörður - Klifbrekkufossar - Gufufoss - Neðri Stafur - Seyðisfjörður - Herad
Da die Hochlandstrecken F88 und F910 noch gesperrt sind, fahren wir nach dem Besuch der Dettifoss- und Selfoss-Westseite auf kürzestem Weg nach Egilsstaðir. Ein recht beeindruckender, unbenannter Wasserfall einige Kilometer davor lockt allerdings doch noch unsere Aufmerksamkeit. Dennoch haben wir nach einem Mittagsimbiss im Salt noch Zeit für den Mjóifjörður mit Klifbrekkufossar und einen Besuch in Seydisfjörður. Die Strecke zum Mjóifjörður gilt offiziell noch als „ofært/impassable“. Wir versuchen es trotzdem und kommen ohne geringstes Problem durch. Entweder hat jemand vergessen, das Schild wegzunehmen, oder die Strecke wird einfach nicht jeden Tag kontrolliert, was vielleicht eher wahrscheinlich ist.
Das Icelandair Hotel Herad in Egilsstaðir ist gut aber nach dem Gigur am Mývatn ist so ziemlich alles gut. Nein, im Ernst, es gibt nichts auszusetzen.
rund um egilsstaðir
Sonntag, 21. Juni
Lagarfljót - Litlanesfoss - Hengifoss Skriðuklaustur - Jökulsá á Brú - Jökulsá á Dal - Jökulsá í Fljótsdal - Kelduá - Grjótá - Kárahnjúkar - Hafravammahgljúfur - Slædufoss - Laugarvellir - Ufsarstífla - Fardagafoss - Herad
Das Wetter ist Scheiße, wir können den Hengifoss nicht mal sehen. Nach einiger Diskussion steigen wir trotzdem auf, denken, dass im Nebel verschwindende Kaskaden auch ihren Reiz haben können. Außerdem wandern wir zu so früher Stunde, 9 Uhr, alleine. Leider hat der Fluss wie erwartet zu viel Wasser, so dass wir nicht wirklich nahe an den Hengifoss herankommen. Auf dem Rückweg machen dann die Wolken ein bisschen auf und wir sehen den Wasserfall. Dabei sehen wir auch, dass ein riesiges, herabgestürztes Schneebrett uns wahrscheinlich ohnehin den Weg versperrt hätte.
Nach einiger Beratung über den weiteren Verlauf entschliessen wir uns, doch Richtung Kárahnjúkar zu fahren, was allerdings zunächst wenig vielversprechend aussieht. Jedenfalls sind wir wenige Kilometer später kurz davor umzudrehen: Eine dicke Wolkensuppe umschließt uns. Irgendetwas treibt mich dennoch weiter und siehe da, mit Abstand zur Kante des Hochplateaus wird das Wetter zunehmend besser. Die feuchte Ostluft war über der Kante und dem kälteren Hochland schlichtweg kondensiert. Der Weg zum Slædufoss und den Hotpots ist zwar wegen Unterspülung unpassierbar, dennoch geniessen wir einen teilweise sogar sonnigen Tag im Hochland mit einigen Pistenabstechern, bevor wir zurück durch die Suppe müssen und nach einem leckeren Imbiss in Skriðuklaustur noch die Tour zum Fardagafoss machen.
Abends gibt es im Hotelrestaurant ausgesprochen feines und teures Rentier.
...auf dem weg nach höfn
Montag, 22. Juni
Reydarfjörður - Faskrudsfjörður - Stödvarfjörður - Breiðdalsvík - Djúpivogur - Krossanes - Eystrahorn - Lonsöræfi - Vestrahorn - Stokksnes - Hoffellsjökull - Höfn - Humarhöfnin
Die Ostfjorde sind nett, aber eher unspektakulär. Wir fahren recht zügig durch das durchwachsene Wetter weiter. In Djúpivogur gibt es als kleines Mittagessen Panini - recht gut. 20 km vor Höfn checke ich nochmal die Vegagerðin-Site und stelle erfreut fest das die F980 zwar als „ofært/impassable“ gekennzeichnet, aber nicht mehr gesperrt ist. Es geht durch mehrere Furten, dann steil und eng bergauf und bergab, ich hoffe, dass da keiner entgegenkommt. Schließlich geht es an bunt schillernden Felsformationen vorbei. Nach insgesamt 15 km ist aber Schluss. Die Furt ist zu tief und reißend. Auf der Rückfahrt an der letzten Furt treffen wir einen entgegenkommenden LKW; wäre sicher spannend gewesen, diesem auf dem kurvigen Teil der Strecke zu begegnen.
In Stokksness trifft uns der Schlag: Die Hütten sind weg, dafür verunstaltet ein unfertiges Freilichtmuseum das Bild. Auch werden für den Weg dahin inzwischen 600 Kr. PP verlangt. Dafür erwartet uns dort ein Freilichtmuseum, das laut Schild gar nicht betreten werden darf und ein komplett langweiliges Wetter. Derartig abgezockt verzichten wir auf ein warmes Getränk im Kaffi und trinken ein bisschen Wasser im Auto.
Reichlich enttäuscht ziehen wir weiter und steuern den unvermuteten Höhepunkt des Tages an, den Hoffellsjökull. Nach dem Durchwühlen durch eine recht schottrige Furt beobachten wir eine Herde Rentiere. Die Aussicht auf den Gletscher vom „Parkplatz“ oben ist grandios. Ich mache eine kleine Wanderung durch recht unwegsamen Gelände am der rechten Flanke entlang um näher heranzukommen. Es lohnt sich. Auf dem Rückweg steht ein Golf an der Furt und ist im Begriff überzusetzen. Ich gebe Gas, um vor ihm an der Überquerung zu sein. Er lässt mir den Vortritt und lässt danach auch die Überquerung bleiben und dreht um.
Abends in Höfn sind leider alle Restaurants ausgebucht. Nach 1 1/2 Stunden Stadtwanderung bekommen wir mit Glück und spät noch einen Platz im Humarhöfnin, dem teuersten von allen. Der gegrillte Fetakäse schmeckt super und die gegrillten Hummerschwänze (300g!) sind zwar nicht gerade billig, lassen mich aber endlich Frieden mit dieser Nahrung schließen. Das absolut Beste dieser Art, was ich je gegessen habe.
...auf dem weg nach kirkjubæjarklaustur
”die farben des eises“
Dienstag, 23. Juni
Jökulsárlón - Fjallsárlón - Ingólfshöfði - Svínafellsjökull - Skeiðarársandur - Lómagnúpur - Kirkjubæjarklaustur
Das Wetter ist wieder nicht so dolle. Wir halten uns recht lange am faszinierenden Jökulsarlon auf. Die bodenbrütenden Küstenseeschwalben hatten nichts Besseres zu tun, als ihre Nester auf den Grünflächen zwischen den Parkplätzen einzurichten. Spektakel für alle und Dauerstress für die Vögel. Was manche Besucher nicht daran hindert auch noch auf die Grünflächen zu gehen, um die Jungvögel aus nächster Nähe zu fotografieren.
Am Fjallsarlon herrscht leider ausgesprochen schlechtes Wetter. Die feuchte Luft kondensiert über dem kalten Gletscher und es regnet in Strömen. Wir fahren ein bisschen die Pisten ab, essen ein paar Kekse und fahren zurück um an der am Morgen gebuchten Zodiac Tour teilzunehmen. In den Spezialanzügen fühlt man sich steif wie ein Astronaut. Aber besser steif fühlen als steif frieren – es ist wirklich eisig da draußen. Am Vatnajökull regnet es - welch Wunder - ebenfalls. Wir hätten von der billigeren Amphibienfahrzeug-Tour, die nicht zum Gletscher fährt, möglicherweise mehr gehabt an diesem Tag. Wir fahren anschließend nochmal auf der Nebenstrecke zum Fjallsarlon. Aber auch jetzt ist das Wetter dort nicht besser, man kann wieder fast nichts erkennen.
Ein echtes Highlight ist der Svínafellsjökull. Dieser hat sehr viel Asche von den Eyjafjalla-und Grímsvötn-Ausbrüchen 2010 bzw. 2011 abbekommen und zeigt ein deutlich anderes Bild. Die Regenstimmung passt dazu hervorragend.
Das Highlight Nr. 3 des Tages ist übrigens der Wetterbericht: Überall in Island scheint die Sonne, nur wo wir sind, da scheint sie nicht...
Aus Zeitgründen lassen wir Skaftafell aus und fahren bis auf einen kurzen und genauso enttäuschenden Stopp am Lómagnúpur durch bis K.-Klaustur.
rund um kirkjubæjarklaustur
Mittwoch, 24. Juni
Foss a Siðu - Dverghamrar - Lómagnúpur - Skaftafell - Svartifoss - Merkifoss - Hundafoss - Svínafellsjökull - Skeiðarársandur - Fjaðdrargljúfur
Da mein Favorit, die F206/F207 Schleife, wie nicht anders erwartet, immer noch geschlossen hat, haben wir heute Zeit Skaftafell nachzuholen.
Nach einem kurzen Stopp am Foss a Sidu sind die Fotobedingungen heute Morgen am Lómagnúpur sehr viel besser als gestern. Die Fähigkeiten unseres Jeeps bringen uns zudem an recht nette Plätze.
Die Besucherströme am Skaftafell sind entsetzlich. Wir kürzen die Wanderung zum Svartifoss über einen weniger bekannten Parkplatz auf halber Höhe ab. Der Svartifoss ist wieder ein einziger Vorschriftenwald. Wir hätte ihn uns glatt sparen können. Wir wählen den Rückweg an den Grassodenhütten vorbei und haben wenigstens einen großartigen Ausblick auf den gigantischen Skeidararsandur.
Wir besuchen nochmal den Svinafellsjökull, haben heute etwas mehr Zeit um weiter hinaufzusteigen und sehen doch noch einige andere Perspektiven dieses fantastischen Gebietes.
Zum späten Mittagsimbiss im Klaustur Kaffi gibt es leckere Pizza „Exorcist“. Untypisch scharf - für isländische Verhältnisse - treibt sie einem wirklich jeden Teufel aus dem Leib...
Da die Pizza irgendwie auch wieder verbrannt werden muss, machen wir die Wanderung an der Oberkante der Fjadrargliúfur. Wir gehen sie bis ans Ende und wieder zurück. Sehr beeindruckend das Ganze.
Am Spätnachmittag erkunden wir noch mit dem Auto das Eldhraun Gebiet und die 204er Schleife, was sich als deutlich zeitraubender erweist als gedacht.
...auf dem weg nach vík
Donnerstag, 25. Juni
Stjórnarfoss - Eldhraun - Vík - Reynisdrangar - Reynisfjall - Dyrhólaey - Þakgil - Myrdalssandur - Petursey - Höfðabrekka - Berg
Wir lassen uns viel Zeit im Eldhraun Gebiet bevor wir nach Vík fahren. Bei einem Abstecher über die 209 stellen wir fest, dass F208 und F232 immer noch komplett gesperrt sind.
Die Schnellgaststätte an der N1 Tankstelle in Vík zeigt sich von ihrer besten Seite: Vorzügliche Hamburger gibt es dort, auch die anderen Sachen sehen gut aus. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, als wir gehen ist die Schlange bereits über die Eingangstür hinaus lang.
Während des Essens beobachteten wir, wie einige Fahrzeuge die Klippe hochfahren. Schnell ist herausgefunden, wo diese Piste abzweigt. Die Strecke ist in abenteuerlichem Zustand, wohl kaum für die Touristen gedacht, schmal und hat nur wenige Ausweichstellen. Die entgegenkommenden Fahrzeuge sind ausnahmslos Superjeeps, deren Fahrer wenig begeistert schauen – wir nehmen ihnen schließlich Arbeit und Einnahmen weg. Oben angekommen viel Wind und sonst nichts. Kaum Vögel, kein einziger Papagaientaucher. An die Klippe traut man sich bei den ständig drehenden Sturmböen kaum noch heran.
Wir fahren zurück und sind froh diese Strecke nicht gewandert zu sein. Auch Reynisdrangar und Dyrholaey zeigen eine nur begrenzte Vogelwelt, zudem hat der Wind nochmal extrem zugenommen. Man kann sich kaum noch auf den Beinen halten.
Wir verlassen die Küste und fahren auf der 214 nach Þhakgil, was sich als äußerst lohnend herausstellt. Der Wind, weiter weg vom Meer, hat hier stark nachgelassen, die Landschaft zeigt sich in wilden Schluchten und sattem Grün. Die Strecke ist zwar keine F-Strecke, ich möchte sie allerdings nicht mit einem normalen PKW befahren, jedenfalls nicht an einigen Stellen.
Das mit dem Edda zusammengebaute Icelandair Hotel in Vík erweist sich als das Highlight des Urlaubs. Großzügig dimensioniert, stylisch, mit hervorragender Küche und exzellentem Service. Leider können wir hier nur eine Nacht verbringen.
...auf dem weg nach hella
Freitag, 26. Juni
Mýrdalssandur - F208 - Hólaskjól - Eldgjá - Kvernufoss - Skógafoss - Solheimasandur - Hella - Stracta
Der Morgen beginnt mit einer freudigen Überraschung: Die F208 ist bis zur Eldgjá geöffnet, die F206 offensichtlich bis zum Fagrifoss. Da die 206 von hier aus zu weit entfernt liegt, wählen wir die 208 und lassen Seljalandsfoss und Seljavallalaug weg, welche wir auch von Hella aus besuchen können. Einmal mehr zeigt sich der Vorteil der guten Vorbereitung. Wir können blitzschnell neu entscheiden, weil wir alle Parameter im Kopf haben.
Die F208 zeigt sich bis kurz vor der Schlucht in einem ausgezeichneten Zustand, besser als die 214 am Vortag. Erst nach der mäßig tiefen Furt geht es etwas langsamer. Die letzten 150 Meter wurden durch eine zwei Meter hohe Schneewand durchgefräst, es passt genau ein Auto durch und das darf auch nicht besonders breit sein, wie wir später an den beschädigten Begrenzungslichtern eines Hochland-LKWs sehen.
Auf der Brücke am Parkplatz weist ein Warnschild darauf hin dass immer noch viel Schnee liegt. Der Fluss nötigt uns erst mal zur Umkehr. Wir tauschen unsere Berg- gegen Gummistiefel. Jetzt kommen wir einigermaßen problemlos durch den Fluss. Der Weg ist wunderschön, allerdings durch den vielen Schnee mühsam und an den wassernahen, abschüssigen Stellen nicht ganz unkritisch. Da unsere Gummistiefel von hoher Qualität, mit guter Sohle und Innenfütterung sind, ist das wenigstens ausstattungstechnisch kein Problem. Irgendwann streikt dann meine Frau doch und ich gehe die letzten 700 Meter, mehrfach bis zur Hüfte einbrechend, alleine. So habe wenigstens ich den Ofærufoss gesehen. Auf dem Rückweg markiere ich in den Schnee ein dickes X um anzuzeigen, dass der von mir alleine begangene Pfad kein eigentlicher Weg ist.
Zurück am Parkplatz, unterhalten wir uns mit dem Ranger, der uns einige Zeit beobachtet hat. Er fragt uns, wie es gewesen sei und war sichtlich verblüfft über unsere „etwas“ unterschiedlichen Sichtweisen. Es klärte sich allerdings auf, als ich ihm sage, dass ich ein erfahrener Gebirgs- und Gletschergeher bin.
Wir kommen gemeinsam zum Schluss, dass die Strecke sicher nicht für jeden geeignet ist. Allerdings meint er, dass er, wenn er die Verantwortung tragen müsste, die F208 schon wegen der Bedingungen in der Eldgjá noch nicht freigegeben hätte.
Auf der Rückfahrt warten schon mehrere Fahrzeuge an der Furt auf ein Versuchskaninchen wie mich. Ich steige vorbildlich aus und schaue erst mal. Danach fahre ich zurück und wechsle die Spur. Dann geht's durch. Lässig winke ich den Filmenden zu.
Wir fahren weiter zum Skogafoss und essen erst mal, es ist recht ordentlich für so einen Platz. Die Menschenmengen sind trotzdem erdrückend; ich habe schon gar keine Lust mehr auf den diesen Wasserfall und wir suchen erst mal den Weg zum wenig bekannten Kvernufoss.
Das Gatter ist von weitem sichtbar durch ein dickes Vorhängeschloss gesperrt. Ein bildhaftes „Sch...“ taucht in meinem Hirn auf. Es gibt dennoch weder ein Verbots- noch ein Hinweisschild. Ich schaue mir das erst mal aus nächster Nähe an und entdecke, dass das Schloss zwar wirklich verriegelt, die Öse, in die die Kette eingehängt aber aufgebogen ist. Eine der typischen „Schikanen“ um unkontrolliert hohen Verkehr über Privatgelände auszubremsen. Auch der zufällig anwesende Hofarbeiter sieht zwar unser Vorhaben, hat aber nicht das geringste Interesse daran. Der Weg danach ist leicht zu finden, immer an der linken Seite der Kverna entlang. Er ist auch unerwartet gut gepflegt, dieser Pfad, an den abschüssigen Stellen mit gut greifendem, grobem Schotter aufgefüllt. Der Sturm bläst ablandig, was einerseits gut für uns ist, weil wir so hinter dem Wasserfall weniger Sprühnebel haben, andererseits müssen wir aber auch erst mal durch die wilde Dusche hindurch. Hinter dem Wasserfall angekommen, erweist er sich als wahrer Landschaftstraum. Fasziniert beobachten wir das ohrenbetäubende Getöse aus unserem sicheren Winkel.
Solchermaßen angereichert, sind wir vom an sich ebenfalls beeindruckenden Skogafoss schon fast enttäuscht. Natürlich gehen wir trotzdem rauf und runter, man muss ihn ja schließlich gesehen haben und mitreden können.
Wir fahren auf der 1 zurück, ich hatte die Abfahrt zur DC3 verpasst. Sie ist so schnell gefunden wie anschließend die abgestürzte Maschine auf dem Solheimasandur, der Weg ist inzwischen sehr eindeutig markiert. Dort nach einer üblen Wellblechfahrt angekommen, bläst sich der Wind allerdings zu Orkanstärke auf. Grobkörniger Sand vermischt mit Regen fegt uns ins Gesicht. Ich weiß eigentlich gar nicht mehr, was mich geritten hat, dort überhaupt auszusteigen und meine Regenklamotten anzuziehen. An fotografieren war bei diesem Mischmasch aus Sand und Wasser ohnehin nicht zu denken und der Spaß war ebenfalls fragwürdig. Ich klemme mich zwischen Fahrertür und Karosse; beim Check nach den beiden zuvor gewechselten Speicherkarten jedenfalls packt eine Böe das Textil, bläst die Jackentasche auf, ich spüre noch wie die beiden Speicherkarten herausgleiten und weg sind sie, in der unendlichen Weite des Solheimasandur verschwunden. Ich durchsuche sicherheitshalber noch das Auto, finde aber nichts. Verärgert gebe ich auf. Meine Frau kann es nicht lassen, läuft los, ich will sie noch zurückpfeifen, aber sie hört bei dem wilden Sturm nichts mehr. Nach zehn Minuten hat auch sie die Suche aufgegeben. Eine Stecknadel im Heuhaufen wäre sicher schneller gefunden. Geärgert haben mich natürlich nicht nur der Verlust der beiden Speicherkarten, die schnellen 64er sind schließlich nicht ganz billig, sondern auch der Verlust der Bilder. Nun ja, wir hatten noch ein paar Tage in der Gegend und es sollte sich eine nicht weniger spannende Gelegenheit ergeben, die Bilder zu wiederholen.
Mit dem Stracta werden wir nicht so richtig warm. Da ist einerseits die überaus freundliche und zuvorkommende junge Dame an der Bar und im Bistro, andererseits hat das Zimmer schon eher wieder Jugendherbergscharakter. Ein zweiter Stuhl wurde im Zweibettzimmer gleich mal weggespart, wir bekommen ihn allerdings auf Anfrage. Die Fenster sind ohne Gardinen, was übrigens auch bei den meisten anderen Hotels so war, aber hier nervt es endgültig. Mir ist es ja wurscht, wenn mir jemand beim Umkleiden zu sieht oder es lässt. Aber ich stehe halt auch mal gerne am Fenster und möchte mir nicht als Spanner vorkommen, wenn ich dann gezwungenermaßen direkt in die Bude gegenüber reinschaue. Und Vorhänge zuziehen und Licht einschalten wäre ja wohl völlig daneben. Der Zimmerservice ist auch nicht gerade perfekt, mal fehlt das Klopapier, mal fehlen Handtücher (obwohl wir sie nicht auf den Boden geschmissen haben) etc. Ich würde mir das nächste Mal das Ranga ansehen.
rund um hella - veiðivötn
Samstag, 27. Juni
Sprenigsandur - F26 - F228 - Veiðivötn - Hrauneyjar - Fossá í Þjórsárdal - Háifoss - Granni - Gjáin - Hjálparfoss - Stracta
Die F208 ist von Norden her ein Stück geöffnet, allerdings nicht bis zum Landmannalaugar. Die F228 ist offen, die F229 „Nordschleife“ am Veiðivötn allerdings noch nicht, bzw. nur zum Teil, wie wir später feststellen. Wir entscheiden uns schnurstracks zum Veiðivötn durchzufahren und auf dem Rückweg zu entscheiden, was zeitlich noch geht.
Die F228 ist im Wesentlichen eine Sandpiste, die sich herrlich weich und auch schnell fährt, solange man nicht eines der gelegentlichen Schlaglöcher übersieht.
Die beiden Furten haben relativ viel Wasser vor allem die durch eine Leine geführte. Ich erwische auch noch die tiefste Stelle jedenfalls schwappt bei sehr mäßiger Fahrt bereits Wasser über die Motorhaube, die sich 115 cm über dem Boden befindet. Zum Glück ist am neuen Wrangler der Ansaugstutzen so gelegt, dass das nicht gleich in einer Katastrophe endet. Das nächste Mal auf der Rückfahrt links an der Leine halten. Das kann sich allerdings bis dahin auch geändert haben.
Das Gebiet ist wunderschön, wenngleich auch das Wetter alles andere als perfekt ist. Trotzdem machen wir viele Stopps, laufen und fotografieren.
Mittagessen gibt es im Hrauneyjar Restaurant. Man muss die Schuhe ausziehen oder eine Schutzhülle über die Bergstiefel streifen. Die Broccolisuppe schmeckt recht ordentlich.
Der Ansatz, die F208 nach Süden zu fahren wird bald wegen schlechten Wetters abgebrochen. Ohne Sicht müssen wir nicht im Hochland herumgurken. Wir wollen uns lieber Háifoss und Gjáin näher anschauen - in dieser Ecke schaut das Wetter wenigstens etwas freundlicher aus.
Dort über eine stellenweise recht üble Piste angekommen, bläst der Wind allerdings schon fast wieder in Orkanstärke. Er ist beeindruckend, dieser Háifoss, der in gefühlter 1 km Entfernung 122 m im freien Fall nach unten stürzt. Der kleinere links daneben, hört gelegentlich auf halber Höhe auf, weil er vom Sturm einfach weggeblasen wird. Aufgrund der extrem hohen Wassermenge duschen uns die Gischtschwaden gelegentlich auch noch in dieser Entfernung ab. Ein Ereignis, das fotografisch kaum festzuhalten ist, nicht zuletzt, weil neben der Dimension auch noch die Akustik fehlt.
Den Þiófafoss sparen wir uns, die Þjórsá hat kaum Wasser, weil sie oben am Kraftwerk heute aufgestaut wird.
rund um hella II
Sonntag, 29. Juni
Seljalandsfoss - Gljúfrabui - Kvernufoss (reloaded) - Seljavallalaug - F225 - Hekla - Þjofafoss - Þjorsá - Burfell - Kanslarinn
Die Wettervorhersage ist gut, es soll sonnig sein in der Gegend, leider weiß das Wetter nichts davon. Darüber hinaus waren auch Sturmböen von über 35 m/s angekündigt, es galt die Empfehlung an Fahrer mit Wohnanhänger extrem vorsichtig zu sein, oder die Fahrzeuge lieber gleich bis Mitternacht stehen zu lassen.
Auf dem Rückweg vom Háifoss sahen wir am Vortag, dass die F225 jedenfalls nicht an der Abzweigung von der 26 gesperrt war. Andererseits hatten wir auch noch nicht den Seljalandsfoss gesehen. Wir entscheiden uns, gleich nach dem Frühstück den Seljalandsfoss anzufahren, bevor der große Besucherstrom anbricht. Das war zweifellos eine gute Idee, wir konnten den Wasserfall so recht gut genießen und waren beim Ansturm bereits im Gljúfrabui. Dieser ließ sich trotz der großen Wassermenge den Verhältnissen nach sogar recht gut fotografieren.
Als nächstes steuern wir Seljavallalaug an, einen Ort den man eigentlich nicht versäumen sollte. Das 1927 in den Fels gebaute Bad übt, obwohl schon etwas heruntergekommen, schon einen eigenen Reiz aus. Man muss zwar 2 x 20 Minuten gehen und einige Bäche überqueren (vielleicht wird das nach der Schneeschmelze auch besser), aber es lohnt sich. Ein jeder Griff in irgendein Wasser daneben sollte aber mit Bedacht ausgeführt werden. Es könnte sowohl eiskalt als auch brühend heiß sein!
Inzwischen erinnern sich nicht nur Wind, sondern auch die Sonne an die Wettervorhersage: Es ist zwischenzeitlich ein blauer Sonnentag mit Orkanböen. Da der Wind in einer geschlossenen Schlucht eher abgehalten wird, steuern wir ein zweites Mal den Kvernufoss an, um die auf dem Solheimasandur verlorenen Bilder zu wiederholen. Diese Windschattenvermutung stellt sich allerdings als krasse Fehlkalkulation heraus. Der Sturm muss wohl zum großen Teil aus Fallwinden vom Eyjafjallajökull bestanden haben (er war jedenfalls eiskalt), die Schlucht war im oberen Teil bestimmt auch noch trichterförmig. Jedenfalls wurde die Windgeschwindigkeit mit jedem Meter, den wir uns auf den engeren Teil der Schlucht zubewegten, höher. Meine Frau kapitulierte auf halbem Weg, ich hätte es vielleicht besser auch tun sollen. Aber ich wollte in die Schlucht, die Schlucht wollte mich nicht, also waren wir beide auf Konfrontationskurs. Ich ging weiter, selbst an einem „orkanstillen“ Ort gelang es nur mühsam, die Regenhaut anzuziehen und die Kamera in ein Badetuch einzuwickeln, aber ohne diese wäre ich 10 Meter später in der herumwirbelnden Gischt binnen Sekunden klatschnass und die Kamera futsch gewesen. Es gelingt mir gerade noch, mich auf den Beinen zu halten, dann bin ich im Windschatten, hinter dem Wasserfall, geniesse und fotografiere das wilde Getöse. Ich wäre gerne länger geblieben, es war schließlich gemütlich hier, aber ich wollte meine inzwischen sicher recht angesäuerte zweite Hälfte nicht zu lange im Wind stehen lassen. Ich mache mich auf den Rückweg, laufe stellenweise schon auf allen Vieren. Eine Windböe packt meine Brille und schmeißt sie 10 Meter tiefer in die Schlucht. Zum Glück ist an dieser Stelle hauptsächlich Gras und man kann sich nicht wirklich weh tun, so komme ich nach einigem Gerutsche auf dem nassen Gras an sie heran. Ich überlege, ob ich sie wegpacken soll, aber ich sehe ohne ziemlich schlecht, also setze ich sie oben am Weg angekommen wieder auf und halte sie fest. Wenige Meter später treffe ich auf meine grimmig dreinblickende Frau. Wir gehen gemeinsam zurück, einmal muss ich ihr die Hand geben, lasse dabei die Brille los, und wieder ist sie weg. Mit einem Riesenglück sehe ich sie 200 Meter später auf einem gut zugänglichen Wiesenstück liegen. Der Orkan hat inzwischen zwar schon etwas nachgelassen, weil wir uns bereits im breiteren Teil der Schlucht befinden, trotzdem packe ich sie jetzt endgültig weg. Ohne Brille, weil weggepackt, ist das Gleiche wie ohne, vom Winde verweht. Aber billiger.
Nachmittags versuchen wir uns noch an der F225, stellen aber an der Abfahrt zur Hekla fest, dass sie ab da noch gesperrt ist. Also rauf Richtung Hekla. Die Strecke ist erstaunlich gut, bis auf die wenigen Passagen, die ich nicht mal mit einem SUV fahren würde. Wir genießen unvergessliche Blicke auf den bedrohlichen Himmel im orkandurchtränkten Süden und kehren an einem brüchig anmutenden Schneefeld um.
Ein weiterer, vier Kilometer langer Abstecher führt uns abschließend noch zum Þiófafoss (Wasserfall der Diebe), dessen Bekanntheitsgrat seiner Qualität weit hinterherhinkt. Das Abschlussessen in Hella findet nicht mehr im an sich ordentlichen Stracta Hotel ab. Nachdem an zwei Tagen hintereinander das Tagesessen Hühnchen, und der Tagesfang Cod war, keimen in uns leichte Zweifel auf. Das Gemüse war darüber hinaus zwar grundsätzlich lecker, aber eher lauwarm, wir werden das Gefühl nicht los, dass ein Teil oben vom Buffet „geklaut“ und unten im Bistro teurer verkauft wird. Wir hätten natürlich auch am Buffet essen können. Aber wenn vier Busse Japaner, Chinesen, Franzosen und Deutsche am Buffet wüten, dann vergeht uns der Appetit.
Wir essen bei der Kanzlerin gegenüber, bei einem etwas muffigen, aber dennoch nicht unfreundlichen Wirt zünftig, isländisch, zwar kaum weniger teuer, aber dafür „ehrlich“ unsere gut gegrillten Lambchops und -Filets.
...zurück nach reykjavík
Montag, 30. Juni
Urriðafoss - Gullfoss - Strokkur - Brúárfoss - Þingvellir - Reykjavík
Es gibt viel zu tun, packen wir’s an. Wir besuchen den Gullfoss, allerdings zunächst über die 349 von der Ostseite her. Die kurze und empfehlenswerte Wanderung (ca. 2x 25 Minuten) führt über blühende Wiesen zur etwas entfernteren Ostseite des wohl bekanntesten Wasserfalls Islands. Ganz im Gegensatz zur Westseite sind wir hier natürlich die Einzigen und können das Schauspiel in Ruhe genießen, wenngleich die Westseite eigentlich noch etwas besser ist und man auch näher an den Wasserfall herankommt. Aber das Gedränge nimmt dort, am Golden Circle, nochmal zu und erreicht bislang unbekannte Ausmaße. Ich habe schon gar keine Lust mehr, wir schauen uns dennoch kurz den in der Nähe liegenden Strokkur an und fliehen weiter. Der Bruarfoss steht an. Es steht viel widersprüchliches Zeug im Web, wie man am besten dahin kommt, also habe ich mir vorab schon mal neben Plan A auch noch Plan B, C und D ausgearbeitet. Plan A und B (von Þhingvellir kommend Abfahrt 1 und 2) scheitern, weil hier, wohl vor kurzem, eine mit Schloss verriegelte Schranke aufgestellt wurde. Plan C funktioniert, nachdem wir querfeldein gehend den Ausgangspunkt von Plan A/B gefunden haben. Google Earth ist dein Freund und eine gute Reisevorbereitung halt alles. Der Rest ist ein Kinderspiel und der Foss ein Traum. Þingvellir kühlt uns leider wieder kräftig ab und wir freuen uns schließlich auf unser Hotel Centrum in Reykjavik. Jetzt wird das Auto ausgeräumt und der viele Kram sortiert. Ich sehe hinter den Sitzen zwei goldene kleine Stückchen blinken. Der Wind hatte die Speicherkarten am Solheimasandur ins Auto geweht, wie wir jetzt feststellen.
Als „Wiederholungstäter“ bekommen wir ohne Aufpreis die zweistöckige Suite und beenden den „gemischten“ Tag mit einem sehr guten und günstigen Abendessen, Shellfish, im Hotelrestaurant, da Hotelgäste hier 20% Rabatt auf alles bekommen.
reykjanes - halbinsel
Dienstag, 1. Juli
Reykjanes - Bláa Lonid - Gunnuhver
Reykjanesviti - Grindavík - Seltún - Krýsuvík - Kleifarvatn - Tapas Barinn
Wir konnten den Mietvertrag des Wranglers zum Glück noch einen Tag verlängern und haben ihn darüber hinaus zum Preis eines Kleinwagens (80 Euro) bekommen, weil er erst ab dem übernächsten Tag reserviert war und kein Mensch so ein Fahrzeug in Reykjavík für einen Tag mietet. So machen wir mit diesem dafür eigentlich reichlich überdimensionierten Fahrzeug eine Fahrt zur Bláa Lonid, Gunnuhver und Seltún/Krýsuvík und genießen so den vorletzten Tag – auch wenn uns die Schwefelablagerungen dort nicht vom Hocker reißen. Wer halt schon mal auf dem Gran Cratere auf Vulcano war, ist einfach zu verwöhnt. Abends verwöhnen wir uns im Tapas Barinn mit der ausgezeichneten isländischen Tapasplatte.
ausklang in reykjavík
Mittwoch, 2. Juli
Hop On / Hop Off - Walmuseum - Perlan - Marinemuseum - Fiskmarkaðurinn
Wir überlegten uns schon einige Zeit vorher, an diesem Tag bei geeigneten Wetterbedingungen an der Historical Tour zu den Westmänner Inseln teilzunehmen. Leider wird unsere Buchungsanfrage zu spät beantwortet. Wir hätten dazu den Wrangler am Vortag in Keflavik abgeben und mit dem Bus zurückfahren müssen, weil sonst die Übergabe im Hotel aufgrund des frühen Flugtermins nicht geklappt hätte. Ich übergebe den Wrangler also wie geplant um 7 Uhr im Hotel an geysir.is, etwas verdreckt aber makellos und auch mit ein bisschen Wehmut, nach 5376 gefahrenen Kilometern mit einem Durchschnittsverbrauch von 11,6 Litern Super 95. Auch wenn der Spritpreis mit genau 1,50 € (ISK 225) um 6 Cent höher liegt als in Deutschland, so reißt die Differenz nicht das große Loch ins Urlaubsbudget.
Wir kaufen uns vom gesparten Geld die viel billigeren Tickets für den Hop-ON Hop-OFF Bus, machen eine Stadtrundfahrt, essen im Perlan-Schnellrestaurant eine lausige Pizza und schauen uns das überaus interessante Wal- und Marinemuseum an. Damit ist der Tag auch schon rum und der Rest des gesparten Geldes wird abends im teuren, aber sehr exzellenten Fish-Market "Fiskmarkaðurinn" nebenan mit dem Tasting-Menü mit Weinbegleitung verkloppt.
9 Gänge, beginnend mit Langustenschwänzen und Riesling aus dem Elsaß, dann folgen gerauchter Minkwal, Cod auf Salatbett, Sushi aus roher Jakobsmuschel mit Himbeer-Vinaigrette Dip, Wasabicreme und Lachskaviar-Reisbällchen mit neuseeländischem Sauvignon Blanc, Muscheln auf, mit Stickstoffnebel angereichertem Seetang, gegrillter Lachs und Lamm mit jungem französischen Burgunder, der auch zum Lachs ausgesprochen gut passt (alle Weine werden auch großzügig ein- und nachgeschenkt) und schließlich eine gigantische Nachspeisenplatte mit Dessertwein und Kaffee. Über den Preis rede ich lieber nicht, aber letzten Endes hätten wir in Deutschland für diese Qualitätsstufe das Gleiche bezahlt. Also war es, für isländische Verhältnisse und positiv gedacht, sogar billig.
Wer auch dahin will, sollte aber mindestens zwei Tage vorher einen Tisch reservieren.
Kameras: Nikon D800 & D7100
was bleibt
Die Erinnerung an eine dramatisch schöne Landschaft, die mit dem Allerbesten was unsere Erde zu bieten hat locker mithalten kann (wir waren auch sonst schon ein bisschen unterwegs).
Die positive Erinnerung an sehr freundliche Isländer, ein jung wirkendes und dynamisch anpackendes Volk, das die 2008er Krise zu bewältigen scheint.
Die respektvolle Faszination darüber, wie ein Volk von 340.000 „Hansel“ in der Lage ist, ein vernünftiges und sogar modernes Staatswesen aufzubauen, an dem man sich stellenweise sogar hier noch eine Scheibe abschneiden könnte...
Der Wunsch, Island erneut zu besuchen, aber dann vieles anders zu machen - mit Ausnahme der intensiven Vorbereitung und des Mietwagens.
Der negative Eindruck, dass hier zunehmend ein touristischer Ausverkauf betrieben wird. Island ist definitiv zu teuer für den Massentourismus, der hier betrieben wird. Das ist schlimmer als beispielsweise auf Teneriffa und Gran Canaria. Bloß dass ich dort erst gar nichts anderes erwarte. Wenn ich das mit Namibia oder Südafrika vergleiche, einem ähnlichen landschaftlichen Hammer, dann kann ich dort für ca. die Hälfte des Geldes und deutlich mehr Ruhe Urlaub machen.